Arbeiten an der Kopfeisenlinie

Seit über 10 Jahren arbeite ich mit einem selbst entwickelten Kontrollverfahren, um bei jedem Pferd zuverlässig die geeignete Ortganglänge und Kopfeisenweite zu bestimmen. Grundlage ist die sogenannte GL (Gullet Line) – die Kopfeisenlinie, die sich 3 Finger bzw. ca. 5 cm hinter dem Schulterblatt befindet.

Das jahreszeitlich unterschiedliche Fell (Sommer/Winter) spielt hierbei keine Rolle. Es verschiebt die Linie lediglich parallel, der Winkel bleibt jedoch unverändert.

Kontrolle nach SimaTree und eigene Erweiterung

Die Kopfeisenweite wird nach dem Verfahren von SimaTree am Pferd geprüft. Zusätzlich kontrolliere ich die Passung mit nach vorn angehobenem Vorderfuß – eine wichtige Ergänzung, um Bewegungsabläufe realistisch einzubeziehen.
➡️ Weitere Infos: Kopfeisenweite prüfen

Vermessung nach anerkannten Standards

Die Vermessung und Dokumentation der Kopfeisenlinie erfolgt mit einem Kurvenlineal auf Basis des von der FN anerkannten Saddle-Check-Messsystems. Ergänzend nutze ich das bundeseinheitliche BVFR-Mess-System (Bundesverband der Fahrzeug- und Reitsportsattler e. V.).
➡️ Mehr dazu: Wie wird ein Pferd vermessen?

Datenbasis aus jahrelanger Praxis

Über die Jahre ist ein umfangreicher Datenbestand entstanden, der nicht nur Maße dokumentiert, sondern auch Befunde wie:

  • ungleiche Schulterblattstellungen
  • muskuläre Verspannungen
  • Schwellungen in der Gurtlage
  • erfolgreiche Korrekturen und Veränderungen

Diese Daten zeigen klar: Ein Maß im Stand allein sagt wenig über die tatsächlich benötigte Kopfeisenweite in der Bewegung aus.

Warum Schablonen entscheidend sind

Nur die Kontrolle mit einer starren Schablone bzw. einem Kopfeisen zeigt zuverlässig die aktuell benötigte Weite. So lassen sich Pferde ungehindert in der Bewegung unterstützen und aus bestehenden Defiziten sicher herausführen.


Typische Fragestellungen zur Kopfeisenanpassung


👉 Mit diesem Verfahren verbinde ich präzise Vermessung, dokumentierte Daten und praktische Kontrolle am Pferd – für eine sichere und pferdegerechte Anpassung des Kopfeisens.

Asymmetrische Kopfeisen und Ortgänge

Asymmetrische Kopfeisen und Ortgänge – Fakten statt Irrtümer

Immer wieder kursieren Behauptungen, dass bei Pferden mit festgestellten Asymmetrien auch das Kopfeisen oder die Ortgänge entsprechend asymmetrisch angepasst werden müssten. Manche Anbieter haben diese These sogar in ihr Verkaufskonzept eingebaut.

Wissenschaftliche Belege für diese Vorgehensweise gibt es nicht. Ebenso wenig erfolgt in solchen Fällen eine fachliche Absprache mit Tierärzten oder Physiotherapeuten. Statt das Pferdewohl in den Mittelpunkt zu stellen, werden hier falsche Informationen genutzt, um Verunsicherung zu schaffen.

Tatsächlich gilt: Asymmetrische Veränderungen am Kopfeisen oder den Ortgängen sind keine sinnvolle oder fachlich fundierte Lösung. Würde man dieser Logik folgen, wären sämtliche täglichen Bemühungen von Physiotherapeuten – ob am Pferd oder am Menschen – hinfällig. Auch Korrekturen durch Hufschmiede oder selbst das Richten schiefer Absätze beim Schuster wären damit überflüssig.

Die Realität sieht anders aus:

  • Natürliche Ungleichheiten sind normal, sowohl beim Pferd als auch beim Menschen.
  • Ziel bleibt immer, die Symmetrie zu fördern – nicht, eine vorhandene Schiefe durch Sattelveränderungen zu zementieren.

Wie wichtig ist die Symmetrie des Kopfeisens?

Ein symmetrisches Kopfeisen sorgt für eine ausgeglichene Druckverteilung und eine stabile Lage des Sattels. Asymmetrische Veränderungen schaffen keine Lösung, sondern neue Probleme.

Schiefe Sattellage – was tun?

Liegt der Sattel dauerhaft schief, sollte die Ursache analysiert werden. Hierbei spielen Faktoren wie die Bemuskelung des Pferdes, der Trainingszustand, die Hufbalance und die generelle Passform des Sattels eine Rolle. Ein technisch korrekt angepasster Sattel unterstützt die Symmetrie, anstatt sie zu verfälschen.

Fazit:
Asymmetrische Kopfeisen oder Ortgänge sind kein fachlich begründeter Ansatz, sondern ein Irrweg. Entscheidend ist eine präzise Analyse, eine korrekte Anpassung und die Zusammenarbeit mit allen beteiligten Fachleuten – für ein langfristig gesundes und zufriedenes Pferd.

Meine Arbeitsweise

Sattelcheck · Sattelberatung · Probesitzen · Sattelanprobe

1. Der erste Schritt: Daten erfassen

Damit ich Ihnen optimal weiterhelfen kann, benötige ich zunächst Basisdaten zu Pferd und Reiter. Diese geben Sie bei einer Terminanfrage oder für eine Online-Beratung an.

  • Nach der Prüfung der Angaben folgt ein Terminvorschlag vor Ort oder ein weiterer Austausch online.
  • Als Grundlage dient mein Infoblatt zum Thema Sattelsitz.

Die erfassten Daten werden sicher in Ihrer Kundenakte hinterlegt. Mit der Zeit entsteht so eine nachvollziehbare Historie über die Entwicklung Ihres Pferdes.
Einen datenschutzkonformen Einblick finden Sie hier: Beispiel Datenerfassung.
Dies unterstützt meine Aussagen zu: Was macht für Sie einen guten Sattel aus?.


2. Von der Beratung zum Probesitzen

Nach einer Beratung ergeben sich häufig mehrere passende Sattelmodelle – fachlich wie auch im vorgesehenen Budget.
Um herauszufinden, welcher Sattel für den Reiter am angenehmsten ist, biete ich ein Probesitzen in meiner Werkstatt an.

Probesitzen – ohne Pferd

Das Pferd ist dabei nicht notwendig. Warum?

  • Die technischen Grundlagen (Kopfeisenweite, Sattellage, Parameter) sind bereits ermittelt.
  • Auf dem Sattelbock lassen sich Sitzgefühl, Schwerpunkt und Pauschenposition viel klarer vergleichen.
  • Die richtige Sitzgröße kann schnell und fair bestimmt werden.

Dieser Schritt ist fachlich sauberer, als mit einem unvollständig angepassten „Rohling“ direkt aufs Pferd zu gehen.


3. Sattelanprobe am Pferd

Am Pferd spielen zusätzliche Faktoren wie die Gurtlage eine Rolle. Erst jetzt erfolgt die präzise Anpassung:

  • Einbau des passenden Kopfeisens
  • Nivellierung und Setzungsprozess
  • Feinabstimmung gemeinsam mit dem Reiter

Für eine vollständige Anprobe plane ich bewusst ca. 1,5 Stunden ein. Erst danach kann eine fachgerechte Übergabe des Sattels stattfinden.


4. Fachkompetenz statt Zufall

Ein Sattelkauf sollte niemals dem Zufall überlassen werden.
Fehlt dem Käufer die nötige Erfahrung, ist es sinnvoll, einen unabhängigen Berater hinzuzuziehen.

Bitte beachten Sie hierzu auch meine Geschäftsbedingungen und die entsprechenden Hinweisblätter.

Das weit verbreitete Vorgehen „Ich habe da etwas dabei, probieren Sie mal aus“ ist nach meiner Auffassung nicht fachgerecht. Ein passender Sattel erfordert systematisches Vorgehen und präzise Anpassung.


Weiterführende Themen

Von Sattelkorrekturen, Pads und Fellunterlagen

Immer wieder tauchen selbsternannte „Fachkundige“ auf, die mit fragwürdigen Behauptungen und gefährlichem Halbwissen Reiter verunsichern. Ziel ist dabei meist nicht die fachgerechte Beratung, sondern der Verkauf von Sätteln, Pads oder Fellunterlagen. Leidtragende sind die Pferde, die unter falschen Informationen und mangelnder Anpassung leiden.

Typische Falschaussagen

Besonders häufig begegnen uns Aussagen wie:

  • Sattelanpassungen seien unnötig. Ein Profi müsse Sättel nicht regelmäßig kontrollieren oder korrigieren.
  • Pads und Fellunterlagen gleichen alles aus. Ungleichheiten im Pferd oder Sattel könnten dauerhaft und professionell damit „repariert“ werden.
  • Korrekturen durch Fachleute seien überflüssig. Weder Sitzschulung, physiotherapeutische Arbeit am Pferd noch eine Sattelanpassung würden benötigt.
  • Sattelkissen verändern sich nicht. Einmal im Werk gefüllt, blieben sie angeblich immer gleich und müssten nicht individuell ans Pferd angepasst werden.

Solche Aussagen sind schlicht falsch. Sie verkennen die Realität der Sattelanpassung und stellen professionelle Sattler und Sattelfitter – organisiert im Bundesverband der Fachsattler (BVFR) oder in der Society of Master Saddlers (SMS) – zu Unrecht als Abzocker dar.

Woran man Inkompetenz erkennt

Einige deutliche Warnsignale:

  • Das Pferd zeigt Unzufriedenheit, und die einzige Lösung lautet: „Wir legen einfach ein Fellpad drunter, dann passt das schon.“
  • Die Kopfeisenweite wird nicht am Pferd gemessen, sondern „mit dem Auge geschätzt“.
  • Es werden keinerlei Aufzeichnungen oder Anpassungsprotokolle erstellt.
  • Fragen nach Reitergewicht oder reiterlicher Einwirkung bleiben unbeachtet.

Richtiger Einsatz von Pads und Fellunterlagen

Pads können in Ausnahmefällen sinnvoll sein – zum Beispiel zur temporären Unterstützung nach einer Korrektur oder im Training. Sie sind jedoch kein Ersatz für eine professionelle Sattelanpassung und schon gar nicht geeignet, dauerhaft strukturelle Probleme zu kaschieren.

Wissenschaftliche Grundlage statt Verkaufsargument

Wissenschaftliche Untersuchungen belegen eindeutig:

  • Nur eine korrekt angepasste Sattel-/Pferd-Kombination sorgt für langfristige Gesundheit und Leistungsfähigkeit.
  • Fehlbelastungen durch unpassende Sättel führen zu Verspannungen, Schmerzverhalten, asymmetrischer Muskulatur und dauerhaften Schäden.
  • Sattelunterlagen haben Grenzen. Sie können keine fehlerhafte Passform ersetzen, sondern dienen ausschließlich als Ergänzung – nicht als Korrekturalternative.

👉 Fazit:
Sattelkorrekturen gehören in die Hände eines Fachmanns. Pads und Fellunterlagen können eine sinnvolle Ergänzung sein, ersetzen aber niemals die fachgerechte Anpassung eines Sattels an Pferd und Reiter.