Was gibt es Neues bei Sattlerei Steitz

Je intensiver man sich mit der Vermessung von Pferden, der Beurteilung von Befunden und der Auswertung von Maßprotokollen beschäftigt, desto deutlicher wird: Das richtige Kopfeisen ist entscheidend für das Pferdewohl und die Bewegungsfreiheit unter dem Sattel.

Warum das passende Kopfeisen so wichtig ist

Ein nicht optimal angepasstes Kopfeisen hemmt Schulter- und Rumpfaktivität des Pferdes. Schon ein Grad zu eng oder zu weit kann zu Fehlbelastungen, Kippen des Sattels oder eingeschränkter Beweglichkeit führen. Ein präzise gewähltes Kopfeisen dagegen unterstützt das Pferd, sorgt für freie Schulterbewegung und verbessert die gesamte Dynamik unter dem Sattel.

Klassifizierte Kopfeisen – für exakte Anpassung

Aus meiner jahrelangen Erfahrung, Kopfeisen direkt am Pferd zu prüfen und jeden Vorgang zu dokumentieren, ist das klassifizierte Kopfeisen entstanden.
Dieses System basiert auf einer konsequenten Wareneingangskontrolle der Standard-Kopfeisen, mit enger Toleranz (± 1,5 Grad).
Für die klassifizierte werden die Zwischenbereiche in einer 1-Grad-Abstufung berücksichtigt, die in der Praxis oft notwendig sind, um eine wirklich passgenaue Weite zu erreichen und nichts mehr dem Zufall zu überlassen.

SimaTree-Kopfeisen R-Bar,
Standard (± 1,5)
SimaTree-Kopfeisen R-Bar,
klassifiziert
WeiteFarbeWinkelbereichWinkelbereich
N/MGrün73° ± 1,5 (71,5 – 74,5)N/M = Grün, 71–75°
MSchwarz78° ± 1,5 (76,5 – 79,5)M = Schwarz, 76–81°
MWBlau83° ± 1,5 (81,5 – 84,5)MW = Blau, 82–86°
WRot88° ± 1,5 (86,5 – 89,5)W = Rot, 87–91°
WXWOrange93° ± 1,5 (91,5 – 94,5)WXW = Orange, 92–96°
XWWeiß98° ± 1,5 (96,5 – 99,5)XW = Weiß, 97–101°
XW/XXWGelb103° ± 1,5 (101,5 – 104,5)XW/XXW = Gelb, 102–106°

Arbeitshilfe zur Eigenkontrolle

Um die Anpassung zu erleichtern, habe ich die Kontroll-Auflage 1–2 Grad entwickelt.
Damit lässt sich zuverlässig prüfen, ob ein Kopfeisen noch zu eng oder bereits zu weit ist. Reiter können so Veränderungen frühzeitig erkennen und eigenständig handeln.

Das Ziel: den Reiter einbinden, Sicherheit geben und das Pferdewohl nachhaltig fördern.

Grenzen bei starren Kopfeisen

Eine so präzise Anpassung ist nur mit flexibel austauschbaren Kopfeisen möglich. Sättel mit fest vernähtem oder starrem Kopfeisen lassen diese Feinjustierung nicht zu und sind daher in der Praxis deutlich eingeschränkt.

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Weitere Informationen

Über den Druck und das Unverständnis bei Auftragsanfragen

Meine Arbeit als Sattler ist geprägt von Verantwortung – gegenüber dem Pferd, dem Reiter und einem fairen, ehrlichen Umgang. Doch leider zeigt sich in meiner täglichen Praxis oft ein anderes Bild. Wer meine Google-Bewertungen liest, erkennt schnell, wie viel Unverständnis und Druck es in der Branche geben kann.

Warum ich Auftragsanfragen auch ablehne

Eine fachlich begründete Einschätzung anhand technischer Daten wird nicht immer akzeptiert. Wird eine Anfrage abgelehnt, reagieren manche mit Unverständnis oder gar persönlichen Angriffen. Oft wird versucht, Kompetenz abzusprechen oder Druck auszuüben, bis hin zu Beleidigungen.

Wird ein Termin trotz Bedenken vereinbart, heißt es im Nachhinein schnell:
„Das hätten Sie vorhersehen müssen – und jetzt soll ich noch Anfahrtskosten bezahlen?“

Genau aus solchen Erfahrungen heraus habe ich klare Regeln und Abläufe definiert. Diese dienen dem Pferd, der Fairness im Umgang und einer professionellen Zusammenarbeit.

Typische Probleme in der Praxis

  • Reitergewicht und Belastung – oftmals werden unrealistische Angaben schöngefärbt oder von Dritten unkritisch bestätigt.
  • Haltung und Management – Pferde ohne Bewegung, ohne Koppel oder Paddock, unterstützt durch Stallbetreiber.
  • Trainingsmethoden – Trainer, die einen härteren Umgang fordern, statt pferdegerechtes Reiten zu fördern.
  • Fremdanpassungen – Kollegen, die Sättel anpassen oder verkaufen, obwohl Maße und Weiten nicht stimmen – Hauptsache Umsatz.
  • Verdeckte Missstände – Probleme werden im Stall abgeschottet, sodass niemand das Pferdeleid mitbekommt.

Hier stellt sich eine zentrale Frage: Wo beginnt Misshandlung?
Sicherlich nicht nur bei einer überforderten Reiterin im Leistungsstress oder einer schlechten Trainerin. Es beginnt viel früher – bei falschen Vorbildern, fehlender Verantwortung und dem Wegsehen im Alltag.

Einen lesenswerten Überblick bietet auch die Welttierschutzorganisation zum Thema Pferde.

Meine Verantwortung als Sattler

Ich nehme meine Aufgabe sehr ernst:

  • Jeder Sattel wird gründlich geprüft und nur dann angepasst oder verkauft, wenn er wirklich zum Pferd passt.
  • Meine Zusammenarbeit basiert auf klaren Regeln – sie sind das Fundament für nachhaltige Lösungen.
  • Ich entscheide bewusst, mit welchen Reitern und Ställen ich arbeite. Der respektvolle Umgang mit Pferden, Einstellern, Dienstleistern und Personal ist für mich ein wichtiges Kriterium.

Wer mit mir zusammenarbeiten möchte, ist herzlich eingeladen – unter der Voraussetzung, dass meine Regeln akzeptiert werden. Nur so ist eine verantwortungsvolle und erfolgreiche Arbeit am Pferd möglich.

Fazit

Nicht jede Anfrage führt automatisch zu einem Auftrag. Manchmal ist es für alle Beteiligten besser, zu verzichten, als einen falschen Weg einzuschlagen.
Ich erwarte hier Respekt für meine Entscheidung – im Sinne des Pferdes und einer fairen Zusammenarbeit.

Mehr dazu: Das Problem mit vielen Sattelbäumen.

Meinen Sie, das geht noch?

Bei vielen Fremdsätteln stoße ich in meiner Arbeit schnell an die Grenzen der Veränderungsmöglichkeiten. Meine Aufgabe ist es, Ihnen meine technischen Feststellungen verständlich zu vermitteln und aufzuzeigen, welche Auswirkungen ein unpassender Sattel auf Ihr Pferd hat. Gleichzeitig erkläre ich, welche Bedingungen für eine gesunde Sattellage notwendig und sinnvoll sind.

Anpassung des Pferdes oder echter Sitz des Sattels?

Oft zeigt sich, dass sich Pferde über längere Zeit an einen zu engen oder unpassenden Sattel angepasst haben. Typische Folgen sind:

  • Schulterschiefstand
  • Verhärtungen in der Muskulatur
  • Rumpfabsenkung
  • Atrophie

Während ein entspannter Körper und eine freie Schulter eigentlich das Ziel sein sollten, feiern manche Reiter oder Fachrichtungen sogar Rumpfabsenkungen oder Kuhlen im Trapezbereich als „gute Sattellage“.

Fehlende Standards im Sattelbau

Da verbindliche Normen im Sattelbau nicht vorgeschrieben sind, hat sich ein wahres Eldorado an Theorien und Marketingphilosophien entwickelt. Doch nicht jede Aussage ist wissenschaftlich fundiert oder zum Wohl des Pferdes gedacht. Fehlstellungen entstehen schleichend, sind später aber nur schwer oder gar nicht zu korrigieren. Pferde arrangieren sich instinktiv mit ihrem Sattel – genau hier liegt die Gefahr für den Reiter, falsche Voraussetzungen zu übersehen.

Wöchentliche Kontrolle: Kopfeisen prüfen

Um rechtzeitig Veränderungen zu erkennen, empfehle ich vielen Kunden eine wöchentliche Kopfeisenkontrolle – etwa im Anschluss an Bodenarbeit oder Bewegung. Mit einer einfachen Schablone des aktuell eingebauten Kopfeisens dauert dies weniger als eine Minute. Der Nutzen ist groß:

  • Frühzeitiges Erkennen von Veränderungen
  • Vermeidung von Verhärtungen und Fehlhaltungen
  • Schonung des Sattelkissens und weniger Wartungsaufwand
Starre Papp-Schablone von einer Kopfeisenweite, um sicher erkennen zu können, was beim Anheben des Vorderbeins des Pferdes noch sicher passt, bereits unnachgiebig herausgehoben wird oder nun Spiel hat und hierüber auch eine Fehlbelastung eingebracht wird.
Papp-Schablone von einem rotem R-Bar Kopfeisen, mit Druckverteiler zu sicheren Kontrolle.

Eine starre Pappschablone, z. B. von einem roten R-bar-Kopfeisen mit Druckverteiler, zeigt zuverlässig, ob der Sattel noch passt, zu eng geworden ist oder bereits Fehlbelastungen verursacht.

Ursachen statt Symptome behandeln

Bevor Schallwellengeräte oder andere Methoden zur Lösung von Verspannungen Standard werden, sollte der Blick auf die Ursachen gerichtet werden: ein unpassender Sattel. Nur so lassen sich Schmerzen, Abwehrreaktionen oder gar gefährliche Situationen – vom Bocken bis hin zu Verletzungen – verhindern.

Meine Antwort auf die Frage „Geht das noch?“

Die oft gestellte Frage, ob ein Sattel „noch geht“, beantworte ich klar, direkt und mit meiner typischen Offenbacher Art: Ich gebe meine fachliche Einschätzung, überlasse die endgültige Entscheidung aber Ihrer Verantwortung und Ihrem Gewissen. Eine Absolution werde ich nicht erteilen – dafür sind andere zuständig.


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