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Informationen zum „Saddle-Check Mess-System“

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Um ein System vernünftig und sinnbringend nutzen zu können, sollten wir zunächst die Grenzen und Schwächen des Systems kennen.
Die hierbei eingesetzten Biegelineale oder auch Kurvenlineale genannt, werden in verschiedenen Ausführungen angeboten.
Hinweis: es handelt sich hierbei nicht um ein geeichtes oder anders gleichwertig abgenommenes Gerät/Mess-System (z. B. TÜV).
Ohne zusätzliche und sich wiederholende Prüfungen können diese “Meßwerkzeuge” nur als sogenannte “Schätzeisen” eingestuft werden.

Diese farblich unterschiedlichen Biegelineale, welche Maßlinien aus der Mitte bei 7 cm, 14 cm und 21 cm haben, werden entweder als preiswerteres Set – Biegelineal, „Aluminium“, oder als Set – Biegelineal, „Blei“ angeboten.
Da der Abdruck, genauer gesagt die Abformung der Oberfläche, nicht fixiert werden kann, sind ein hohes Fingerspitzengefühl und keine langen Distanzen bei der Nutzung angesagt. Zumal sich mit der Zeit und häufiger Nutzung eine Materialermüdung einstellt, ist dieses Werkzeug öfter gegen neues Werkzeug zu ersetzen. Wobei hier noch zu erwähnen ist, dass die Variante in Aluminium nicht gut und einfühlsam am Pferd anzupassen ist.
Alternativ kann diese Messung auch mit einem speziell eingerichteten 60 cm langem Kurvenlineal erstellt werden. Nähere Informationen unter: https://www.sattlerei-steitz.de/service/faq/einsatz-des-kurvenlineals-als-messbuegel-nach-mess-system-des-bvfr/

Sollten sich Unsicherheiten während des Übertrags- und Abform-Vorganges einstellen, ist der Vorgang besser zu wiederholen und grundsätzlich von allen Parteien in Einvernehmen gegenzuzeichnen. Hierzu sind möglichst kurze Wege vom Pferd direkt zum Tisch mit dem Aufzeichnungsblatt geboten.

Generell ist hierzu aber zu sagen, dass es nur eine Abformung / Abzeichnung auf verschiedenen Messpunkten (A, B, C, D, E) im Stand des Pferdes zu einem Tag X darstellt. Es ist zu bemerken, dass die Aufzeichnung wenig bis nichts über den aktuellen Zustand und die tragfähige Muskulatur / Rückenlinie oder das notwendige tragende Maß zur Kopfeisenweite in der Bewegung aussagt. Da der Rücken sich je nach Trainingszustand und veränderter Einwirkung entsprechend verändert, ist dies zudem nur eine Momentaufnahme.
Da in diesem System-Bereich ein Lot-Punkt fehlt und nicht angewendet wird, werden Ungleichheiten des Pferdes nur optisch auf dem Abzeichnungsblatt wiedergegeben. Vielmehr baut sich über die aktuell gängige Quer-Vermaßung und dem nachfolgenden Wiedergabesystem TOMAX® HBST – Pferderückenabbilder eine Verfälschung auf. Dadurch ist hiermit das Pferd viel gleichmäßiger nachgebildet als in Realität und Verspannungen sowie Schiefstände werden nicht richtig gewürdigt. Daher sollte diese Quer-Vermaßung auf dem Aufzeichnungsblatt auch immer komplett als Protokoll mit der Längsvermaßung offengelegt werden.

Vollständiges Vermaß-Protokoll des BVFR + zusätzlichem Bereich GL (Kopfeisenlinie)

Im Weiteren wird in diesem System eine Längen- und Tiefen-Vermaßung zur Oberlinie, mittels einer modifizierten Wasserwaage, festgehalten. Somit haben wir zur Aufzeichnung auch Lotpunkte zu Positionen in der Längsachse.
Eine einmal festgelegte Vermaßung am Pferd, mit seinen Maßpunkten, bildet dann bei weiteren Überprüfungen den Grundstock, um zukünftige Veränderungen am Pferd sichtbar zu machen. Daher ist diese Messreihe mir die wichtigste und sollte gerade im Kontext eines Sattelverkaufs und zu veränderten Trainingszuständen der Rückenmuskulatur immer in der aktiven Akte greifbar sein.
Dieses von der FN abgenommene Messprotokoll beinhaltet dann noch das Maß DF (Dornfortsatz) auf C und BU (Bauchumfang) auf D und soll zusammengenommen mithelfen, begreiflich zu machen, welche Veränderungen am Pferd vorhanden sind oder waren. Daher ist ein unvollständiges Messprotokoll, sowie ein solches ohne die zusätzlichen Aufzeichnungen der Biegelinealen, nicht für ein gerichtsverwertbares Gutachten geeignet.

Anmerkung: Ein Dressursattel sollte hinter dem Schulterblatt auf dem Pferd platziert werden. Dies ist in jedem guten Fachbuch nachzulesen. Daher ist das A-Maß und das B-Maß am Schulteransatz (Ende Schulterblatt) nur wichtig, um Verspannungen und Schiefstände aufzuzeigen und kann daher auch nicht am Tomax genutzt werden. Vielmehr fehlt hier die Vermaßung in der Kopfeisenlinie 5 cm hinter dem Schulterblatt, die inzwischen bei vielen Sattlern immer mehr Beachtung findet. Der erste richtige Auflagepunkt ist daher in der Position C zu finden, die circa gemittelt zwischen B und D liegt. Siehe hierzu die Anleitung des BVFR.
Im krassen Widerspruch hierzu stehen dann Fotos vom Tomax im Einsatz, mit Dressursätteln auf der Position A (höchster Punkt Schulterblatt) aufliegend. Denn, wenn dieses Gerät richtig eingesetzt würde, wäre die erste Messsäule frei. Der Sattel würde mit seinem Kissen geradeso an der zweiten Messsäule (B) anliegen und nachfolgend auf C, D und E. Für die weitere fachgerechte Begutachtung am Tomax (mit seinen Schwächen) fehlt uns dann noch der (nutzbare) Rippenverlauf, der vom 18. Wirbel individuell ausgeht.

Denn wie von kompetenter Seite zu erfahren ist, sollte üblicherweise die Länge des Sattelbaums nicht über die letzte Rippe hinausragen, obwohl die Kissen weiter reichen können. Passen alle übrigen Punkte gut, dann kann ein etwas längerer Sattel von vielen Pferden toleriert werden.

Fazit: Den größten Nährwert für unsere tägliche Arbeit und unser Bemühen mit dem Pferd haben wir aus der Vermessung und dem Notieren der Oberlinie mit den Maßpositionen und den Tiefenmaßen. Hierüber kann der jeweilige Zustand des Rückens samt der zugehörigen Muskulatur und seiner Veränderung mit recht einfachen Mitteln überprüft, genauer gesagt dies hiermit verglichen werden.

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