Pferde verändern sich in der Sattellage viel und teilweise regelmäßig. Hierdurch muss die Kammerweite am Sattel je nach Entwicklung der Pferdemuskulatur vergrößert oder verkleinert werden. Dies sollte ein guter Sattel und ein guter Sattelbaum mitmachen können, daher auch dieser Bereich entsprechend in der Werbung ausgiebig und offen kommuniziert werden.
Die Garantieaussage des Herstellers sollte daher hierauf eingehen und nicht hierzu im Widerspruch stehen. Ein typischer Fall ist dies, wenn eine Verstellbarkeit beworben, aber die Bearbeitung oder Veränderungen am Sattelbaum über die Garantieaussage ausgeschlossen oder stark begrenzt werden.
Die Kammerverstellung oder auch Ortwinkeleinstellung wird mit dem Sattelverstellgerät oder auch Sattelpresse vorgenommen. Hierbei gibt es bauartbedingt vom jeweiligen Sattel-Hersteller unterschiedliche Geräte und Verstellpositionen. Je nach Sattelbaum und Aufbau wird dies im Kalt- oder im Warmverfahren vorgenommen und richtet sich nach den Herstellervorgaben. Das Kaltverfahren wird an Sätteln mit eingebauten, nicht gehärtetem Kopfeisen vorgenommen und kann meist (sofern vorn keine Galerie angebracht ist) vor Ort vorgenommen werden.
Um die für das Pferd aktuell benötigte Ortwinkeleinstellung festzustellen, genügt es nicht, sich den Sattel von außen am Pferd anzuschauen. Hierzu beachten Sie bitte meine Informationen unter: Wie ist die beste Vorgehensweise zur Sattelprüfung am Pferd?
Für ein Weiten des Sattels / Sattelbaums sollte grundsätzlich das Kissen entfernt werden. Wir arbeiten mit der Presse bei ca. 3,5 t und dies sollte unmittelbar (ohne Kissen) direkt auf das Kopfeisen / Kopfeisenblech eingebracht werden, um keinen Verzug zu provozieren. Hierzu ist dann der Sattelbaum möglichst präzise in der Presse auszurichten.
Meist sind diese Kopfeisen-Bleche an mehreren Stellen mit dem Sattelbaum fest vernietet und sollten nach erfolgreicher Verstellung auf das benötigte Maß, ein eventuelles Knarzen, sowie Lösen oder Abriss der Nieten kontrolliert werden.
Achtung: ein zu starkes Weiten verursacht in der Regel eine starke Taillierung der Front, welche dann in den Trapezbereich des Pferdes drückt. Auch die Gefahr einer möglichen Beschädigung vom Baum und / oder der Vernietungen steigt hier enorm. Zudem ist bei vielen Sattelbäumen hierdurch dann ein Aufwölben festzustellen (Bananeneffekt). Die möglichen verantwortbaren Veränderungen an solchen Sätteln sind daher von der Original-KW sehr begrenzt und größtenteils bei 1 – 1,5 cm an den Ortgangendpoints. Was hierzu und wie weit möglich ist, sollte klar aus den Sattelunterlagen und Garantieaussagen der Hersteller hervorgehen.
Was verstehen Sie unter tailliertem Kopfeisen bzw. Sattelbaum?
Das Enger-Stellen des Sattels will oft wohlbedacht sein. Denn hierbei könnten wir es unter Umständen mit Materialermüdung zu tun bekommen. Daher ist auch zu prüfen, ob es hierzu keine Alternative gibt. Beachten Sie hierzu bitte: Das Problem mit vielen Sattelbäumen.
Hinweis: Der Ausgleich mit Pads bei unpassenden Sätteln ist nur sehr bedingt sinnvoll und von Nutzen: Wissenschaftliche Aussagen zu Sattelunterlagen


