Was verstehen Sie unter tailliertem Kopfeisen bzw. Sattelbaum?

2 min read

Der erste Gedanke und Vergleich, der mir hierbei immer kommt, ist der einer Person in einem eng geschnürten Korsett. Bodenarbeit oder eine entspannte sportliche Bewegung, ohne Einschränkung, sind nach meinem Verständnis hiermit nicht möglich.

Hier sind die Prioritäten nach dem Reiter gestellt, der einen schlanken Sitz wünscht. Das Pferd hat sich mit der Gegebenheit dann zu arrangieren. Es ist hierbei aber auf die Körperform und die Bewegungsfreiheit des Pferdes im Trapezbereich zu achten.

Gerade bei den Sätteln mit fest vernietetem Kopfeisenblech ist immer wieder festzustellen, dass diese ausgereizt und viel zu sehr geweitet werden. Die tatsächlichen Veränderungsmöglichkeiten sind mit solchen Systemen einfach viel zu gering, um diese ständig anzupassen, um langfristig pferdegerecht zu sein. Sie können sich das Ganze wie eine Glocke vorstellen, bei der auch nur der Rand aufgebörtelt oder etwas nach innen gestellt werden kann. Am Kopf, hier bis zur Steigbügelhalterung, verändert sich wenig. Schaut man sich aber den aktiven Schulterbereich des Pferdes anhand einer tragfähigen Schablone in der Bewegung an, wird uns plötzlich das eigentliche Problem durch die Taillierung bewusst. In diesem Zusammenhang sind dann meist noch starke Wülste am Kissen zu finden, die in den Trapezbereich wie ein Bremsklotz einwirken. Rumpfabsenkungen und Trageerschöpfungen sind oft die Folgen.

Ortweite 28, 29, 31 und 32 cm. Mit zunehmender Ortweite über 29, wird das fest vernietete Kopfeisensystem dieses Herstellers immer taillierter.
Das bekannte HS-Kopfeisen

Bei der Kontrolle durch Auflegen des Kopfeisens am Pferd und bei simulierter Bewegung würde die Unsinnigkeit solcher Formgebung auffallen.

Der Gegenentwurf sieht folgendermaßen aus: jederzeit gerader, tragfähiger Verlauf der Statik (Kopfeisen), im aktuell geeigneten Winkel. In den Kissen tragend bei den Ortgangenden, weich und harmonisch nach oben auslaufend, um eine freie Bewegung zuzulassen.

Für den Laien ist eine klare Zuordnung der ungenügenden Sättel sehr schwer möglich, denn auch ein zu kurzer Ortgang und auch der instabile, nicht tragende Ortgang gehört hier mit dazu. Ständig ist hier auch der Wäscheklammereffekt festzustellen. Hiermit ist eine kontinuierliche Spannung im Frontbereich des Sattels gemeint, der sich im angegurteten Zustand am Pferd, von außen schwer erkennen lässt.

In diesem Zusammenhang verweise ich auf: Weiß, Eberhard, Medizinische Sattellehre, Georg Olms Verlag AG, 2013, Seite 205, Abb. 29.

Powered by BetterDocs