Gurtdruck und seine Auswirkungen

Seit einer viel beachteten Studie vor den Olympischen Spielen 2012 in London weiß man deutlich mehr über den Einfluss von Gurtdruck auf die Bewegungen des Pferdes. Seither sind zahlreiche Gurte auf den Markt gekommen, die mit Schlagworten wie „druckentlastend“ oder „mehr Freiheit“ beworben werden. Grundsätzlich ist jede Weiterentwicklung zum Wohle des Pferdes zu begrüßen. Allerdings sollten Behauptungen, die nicht durch belastbare Studien belegt sind, kritisch hinterfragt werden.

Was Studien zeigen

  • Druckspitzen hinter dem Ellbogen
    Die höchsten Belastungen entstehen nicht auf dem Brustbein, sondern direkt hinter dem Ellbogen. Genau dort ist das Gewebe besonders empfindlich.
  • Einfluss von Form und Design
    Anatomisch geformte Gurte können Druckspitzen nachweislich reduzieren und zu mehr Bewegungsfreiheit beitragen, etwa durch längere Vorhandstreckung oder bessere Beugung der Gelenke.
  • Einfluss der Gurtspannung
    Je fester der Gurt angezogen wird, desto mehr verschiebt sich der Druck nach vorne Richtung Brustkorb. Eine dauerhaft zu hohe Spannung kann die Beweglichkeit einschränken und langfristig zu Verspannungen führen.
  • Geschwindigkeit verstärkt Druck
    Untersuchungen mit Rennpferden zeigen: Je schneller die Gangart, desto höher die Druckspitzen – besonders im Galopp.
  • Unterschiede je nach Pferd
    Bauweise, Muskulatur und Empfindlichkeit sind individuell verschieden. Ein Gurt, der bei einem Pferd funktioniert, kann bei einem anderen Probleme bereiten.

Was noch unklar ist

Langzeitfolgen von dauerhaftem Gurtdruck sind bislang kaum erforscht. Auch die Messmethoden unterscheiden sich, sodass Ergebnisse schwer vergleichbar sind. Klar ist jedoch: Design und Passform haben erheblichen Einfluss und dürfen nicht unterschätzt werden.

Praktische Empfehlungen

  • Einen anatomisch geformten Gurt wählen, der Druckzonen meidet.
  • Nicht zu fest anziehen, lieber Spannung moderat halten.
  • Regelmäßig prüfen, ob der Gurt korrekt sitzt und das Material intakt ist.
  • Reaktionen des Pferdes beobachten: Abwehr, Scheuerstellen oder Bewegungsunlust können Hinweise auf Probleme sein.
  • Fachgerechte Anpassung und Kontrolle einplanen, da kleine Unterschiede große Wirkung haben können.

👉 Hier finden Sie die ausführliche Studie (PDF)