Gebisskunde sollte nicht in Okkultismus münden

Gebisskunde – Technik statt Okkultismus

Als Sattler, Sattelfitter und Techniker verlasse ich mich auf Messen, Prüfen und nachvollziehbare Fakten – nicht auf Glauben oder Verkaufsrhetorik. Meine Arbeitsweise am Pferd beruht auf einer Gesamtschau von Pferd und Reiter, bei der alle relevanten Faktoren berücksichtigt werden.

Ein neues Gebiss ist nicht die erste Lösung, wenn ein Pferd Unzufriedenheit zeigt. Zunächst müssen andere Einflüsse überprüft und optimiert werden:

  • muskuläre Verspannungen
  • unpassendes Zaumzeug
  • unpassende Sättel
  • zu hohe reiterliche Belastung
  • zu harte oder unruhige Zügelführung

Klar ist: Folterinstrumente in Gebissform haben keinen Platz. Erst wenn diese Faktoren ausgeschlossen oder korrigiert sind, lohnt sich der Blick aufs Gebiss. Häufig zeigt sich, dass die Ursache banal sein kann – etwa ein zu hoch verschnalltes Backenstück.

Trotzdem erlebe ich immer wieder Pferde, die auch nach sorgfältiger Anpassung unzufrieden bleiben. Hier würde ich gerne mit fundiertem Wissen weiterhelfen. Leider musste ich feststellen, dass manche „Fortbildungen“ eher Verkaufsveranstaltungen für Gebisse sind, statt echtes Wissen zu vermitteln.

Wissen muss in klare, nachvollziehbare Worte gefasst werden können. Es ist nicht akzeptabel, bewährte Prüfverfahren am Pferd wegzuwischen, ohne sie durch Handfestes zu ersetzen. Wenn Fachmessen zu Showbühnen stilisiert werden und Extrembeispiele im Vordergrund stehen, verlasse ich mich lieber auf den gesunden Menschenverstand.

Natürlich habe ich Verständnis für Verbesserungen – etwa besseres Material, günstigere Wärmeleitfähigkeit oder schlankere Bauformen. Doch wenn am Ende die Aussage kommt: „Das Pferd braucht ein halbes Jahr, um sich an das neue Gebiss zu gewöhnen“, ist Skepsis angebracht.