Meinen Sie, das geht noch?

Ich kann bei meiner Arbeit, gerade bei so manchem Fremdsattel, nur versuchen Ihnen meine Überlegungen und technischen Feststellungen zu vermitteln. Aufzuzeigen, wo wir an die Grenzen der Veränderungsmöglichkeiten von so manchem Sattel kommen und welche Auswirkungen ich sehe und welche technischen Grundbedingungen ich am jeweiligen Pferd aktuell für notwendig und geeigneter erachte.

Inwieweit sich das Pferd zum Beispiel mit einem zu engen Sattel angepasst hat (Schulterschiefstand, Verhärtungen, Rumpfabsenkung) und wo ein entspannter Körper eigentlich hingehört, sind oft Gegenstand von sehr unterschiedlichen Philosophien bei den Akteuren. Da werden, und unverblümt Rumpfabsenkungen und Kuhlen im Trapezbereich von so manchem als gute Sattellage gefeiert.

Da die Anwendung von vorhandenen Normen im Sattelbau gesetzlich leider nicht vorgeschrieben ist, haben wir hier ein wahres Eldorado für ungeprüfte Philosophien, mit den Aussagen ihrer Marketingabteilungen, die sich nicht unbedingt immer der Wahrheit und echten wissenschaftlichen Erkenntnissen, zum Wohl der Pferde, verpflichtet fühlen.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass Fehlstellungen nicht von heute auf morgen entstehen, dann aber recht mühsam, wenn überhaupt, zu behandeln sind. Die meisten Pferde werden immer versuchen, sich mit dem Sattel zu arrangieren und wollen keine Schwäche zeigen, denn dies liegt in der Natur von Pferden. Dies ist aber unser Problem beim Erkennen von falschen Voraussetzungen. Parallelen sind hierzu im klassischen Ballett oder bei Korsettträgerinnen zu finden. Nur da tut es sich der Mensch selbst an und keinem anderen Geschöpf.

Vielen meiner Kunden empfehle ich inzwischen eine wöchentliche Kopfeisenkontrolle. So zum Beispiel zum Abschluss von Bodenarbeit und Austoben, wenn wir sicher sind, dass der Körper nun locker, und garantiert nicht fehlbelastet wurde. Mit einer Schablone vom aktuell eingebauten Kopfeisen ist dies ein zusätzlicher Aufwand von unter einer Minute. Somit können wir aber rechtzeitig erkennen, wenn Veränderung soweit wieder einsetzt hat, dass wieder ein anderes Kopfeisen eingesetzt werden sollte. Hiermit können wir gut sicherstellen, dass sich keine Verhärtungen aufgrund eines aktuell unpassenden Sattels einstellen und dies dann wieder mühsam gelockert werden muss, oder gar in eine Fehlhaltung führt. Auch das Sattelkissen wird hiermit vor Fehlbelastung und Verschiebungen geschont, womit weniger Wartung anfällt.

Starre Papp-Schablone von einer Kopfeisenweite, um sicher erkennen zu können, was beim Anheben des Vorderbeins des Pferdes noch sicher passt, bereits unnachgiebig herausgehoben wird oder nun Spiel hat und hierüber auch eine Fehlbelastung eingebracht wird.
Papp-Schablone von einem rotem R-Bar Kopfeisen, mit Druckverteiler zu sicheren Kontrolle.

Bevor wir die Behandlung mit einem Schallwellengerät als Standardprozedur am Pferd zur Lösung von Verspannungen in der Sattellage einführen, sollten wir ein höheres Augenmerk den Ursachen schenken.

Ob es bei einem Pferd einmal dazu kommt, dass es bockt, sich versucht dem Schmerz unter einem unpassenden Sattel zu entziehen und es hierdurch zu Verletzten oder Schlimmeres kommt, werde ich Ihnen nicht abnehmen, sondern Sie nur darauf hinweisen, was ich feststelle und für ungeeignet halte.
Daher wird die mir oft und Eingangs gestellte Frage „Meinen Sie, das geht noch?“ stets mit meiner lockeren Offenbacher Art beantwortet. Erwarten Sie bitte keine Absolution von mir, hierfür sind andere zuständig oder fühlen sich berufen. Ich belasse dies bei Ihrem Gewissen und in Ihrer Verantwortung.