Untersuchung eines Westernsattels – technische Fakten statt Glaubenssätze
Wer sich ernsthaft mit der Passform eines Westernsattels beschäftigt, stößt schnell auf viele Aussagen und Überzeugungen aus der Westernecke:
- „Der Sattel liegt wie ein Brett, da bewegt sich nichts.“
- „Der passt 1A.“
- „Das Pferd schnaubt gleich ab, also passt er.“
- „Das Pferd läuft darunter schön und fühlt sich wohl.“
- „Das dicke Westernpad gleicht alles aus.“
In der Praxis zeigt sich jedoch: Diese Behauptungen halten einer technischen Überprüfung oft nicht stand.
Ausgangssituation
Bei einem Sattelcheck stellte sich beiläufig heraus, dass zusätzlich zu einem regulären Sattel auch gelegentlich ein Westernsattel genutzt wurde. Eine erste oberflächliche Kontrolle ergab nichts Auffälliges. Allerdings ließen frühere muskuläre Verhärtungen am Pferd aufhorchen.
Nach rund drei Wochen erfolgte ein zweiter Kontrolltermin. Das Pferd war vorbereitet und gelockert, ein ungleiches Polster sowie ein Verschub im Kissen wurden angegeben.
Vorgehensweise
- Abformung der B-Line (Schulterblattansatz) und Kopfeisenlinie (GL), drei Finger hinter dem Schulterblatt.
- Vergleich mit früheren Abformungen: nur geringe Abweichungen.
- Kopfeisencheck mit simulierter Bewegung: Ein rund 5° breiteres Kopfeisen war notwendig. Das Vorreiten bestätigte eine Winkelung von 109,8°.
- Mit Pastellkreide wurde die GL markiert, der Westernsattel ohne Pad aufgelegt und die Markierung auf die Sattelunterseite übertragen.
Technische Fakten
- Ein Sattel liegt direkt auf dem Rücken, der durch Muskeln und Bänder gestützt ist.
- Punktueller Druck führt zu Rückzug, Verhärtung oder Verkümmerung von Muskulatur.
- Jede Veränderung am Pferd muss sich in der Sattelanpassung widerspiegeln.
Vergleich der Sättel:
- Kent & Masters MGX: 7,05 kg + Unterlage
- Westernsattel: 15,2 kg + schweres Westernpad
Das Westernpad baut gleichmäßig auf, verändert aber keine Druckverteilung. Druckpunkte des starren Baums bleiben bestehen.
Messergebnisse
- Kent & Masters MGX: durch Austausch des Kopfeisens problemlos von 104,6° auf 109,8° anpassbar (Skala: 71–115° in 1°-Abstufungen).
- Westernsattel: Kontur bei ca. 84° – massiver Druck entlang der Wirbelsäule und Dornfortsätze.
Beispielwerte:
- GL1: 10,6 zu 11,9 cm → hoher Druck am Widerrist
- GL2: 20,2 zu 23,1 cm
- GL3: 31,8 zu 33,3 cm
Das zeigt: Der Westernsattel passte statisch nicht zur Rückenform.
Fazit
Die Untersuchung machte deutlich:
- Ein Westernpad kann keine statische Entlastung schaffen.
- Ein Westernbaum ist schwer, starr und nicht flexibel anpassbar.
- Muskuläre Probleme und Druckbelastungen sind vorprogrammiert.
Die Entscheidung war klar: Der Westernsattel wird für dieses Pferd nicht mehr eingesetzt.
Wichtige Fragen
- Was spricht gegen einen Westernsattel?
→ Starre Bauweise, hohes Gewicht, keine Anpassungsmöglichkeiten. - Wie oft sollte ein Sattelcheck erfolgen?
→ Regelmäßig, besonders nach Pausen, Trainingsänderungen oder gesundheitlichen Problemen des Pferdes. - Vorteil einer genauen Vermaßung im Schulterbereich?
→ Frühzeitige Erkennung von Veränderungen, präzise Anpassung und nachhaltige Gesunderhaltung des Pferdes.
👉 Ein Sattelcheck bringt technische Klarheit und schützt Ihr Pferd vor langfristigen Schäden.




Die untere Linie B ist die Line am Schulterblattansatz.
GL ist die Kopfeisenlinie (3 Finger hinter dem Schulterblatt) des Pferdes, im Stand.
Die obere Linie ist die Abformung von der Unterseite des Westernsattels in der Position GL
Bereits bei GL1 (7) wird oben mit 10,6 zu 11,9 massiv Druck um die Wirbelsäule und den Dornfortsätzen ausgeübt.
Bei G2 (14) mit 20,2 zu 23,1 und bei GL3 (21) mit 31,8 zu 33,3 cm. Wohlbemerkt ein Oberflächenmaß vom Pferd im Stand.


