Über den Druck und das Unverständnis bei Auftragsanfragen

Meine Arbeit als Sattler ist geprägt von Verantwortung – gegenüber dem Pferd, dem Reiter und einem fairen, ehrlichen Umgang. Doch leider zeigt sich in meiner täglichen Praxis oft ein anderes Bild. Wer meine Google-Bewertungen liest, erkennt schnell, wie viel Unverständnis und Druck es in der Branche geben kann.

Warum ich Auftragsanfragen auch ablehne

Eine fachlich begründete Einschätzung anhand technischer Daten wird nicht immer akzeptiert. Wird eine Anfrage abgelehnt, reagieren manche mit Unverständnis oder gar persönlichen Angriffen. Oft wird versucht, Kompetenz abzusprechen oder Druck auszuüben, bis hin zu Beleidigungen.

Wird ein Termin trotz Bedenken vereinbart, heißt es im Nachhinein schnell:
„Das hätten Sie vorhersehen müssen – und jetzt soll ich noch Anfahrtskosten bezahlen?“

Genau aus solchen Erfahrungen heraus habe ich klare Regeln und Abläufe definiert. Diese dienen dem Pferd, der Fairness im Umgang und einer professionellen Zusammenarbeit.

Typische Probleme in der Praxis

  • Reitergewicht und Belastung – oftmals werden unrealistische Angaben schöngefärbt oder von Dritten unkritisch bestätigt.
  • Haltung und Management – Pferde ohne Bewegung, ohne Koppel oder Paddock, unterstützt durch Stallbetreiber.
  • Trainingsmethoden – Trainer, die einen härteren Umgang fordern, statt pferdegerechtes Reiten zu fördern.
  • Fremdanpassungen – Kollegen, die Sättel anpassen oder verkaufen, obwohl Maße und Weiten nicht stimmen – Hauptsache Umsatz.
  • Verdeckte Missstände – Probleme werden im Stall abgeschottet, sodass niemand das Pferdeleid mitbekommt.

Hier stellt sich eine zentrale Frage: Wo beginnt Misshandlung?
Sicherlich nicht nur bei einer überforderten Reiterin im Leistungsstress oder einer schlechten Trainerin. Es beginnt viel früher – bei falschen Vorbildern, fehlender Verantwortung und dem Wegsehen im Alltag.

Einen lesenswerten Überblick bietet auch die Welttierschutzorganisation zum Thema Pferde.

Meine Verantwortung als Sattler

Ich nehme meine Aufgabe sehr ernst:

  • Jeder Sattel wird gründlich geprüft und nur dann angepasst oder verkauft, wenn er wirklich zum Pferd passt.
  • Meine Zusammenarbeit basiert auf klaren Regeln – sie sind das Fundament für nachhaltige Lösungen.
  • Ich entscheide bewusst, mit welchen Reitern und Ställen ich arbeite. Der respektvolle Umgang mit Pferden, Einstellern, Dienstleistern und Personal ist für mich ein wichtiges Kriterium.

Wer mit mir zusammenarbeiten möchte, ist herzlich eingeladen – unter der Voraussetzung, dass meine Regeln akzeptiert werden. Nur so ist eine verantwortungsvolle und erfolgreiche Arbeit am Pferd möglich.

Fazit

Nicht jede Anfrage führt automatisch zu einem Auftrag. Manchmal ist es für alle Beteiligten besser, zu verzichten, als einen falschen Weg einzuschlagen.
Ich erwarte hier Respekt für meine Entscheidung – im Sinne des Pferdes und einer fairen Zusammenarbeit.

Mehr dazu: Das Problem mit vielen Sattelbäumen.

Gebisskunde sollte nicht in Okkultismus münden

Gebisskunde – Technik statt Okkultismus

Als Sattler, Sattelfitter und Techniker verlasse ich mich auf Messen, Prüfen und nachvollziehbare Fakten – nicht auf Glauben oder Verkaufsrhetorik. Meine Arbeitsweise am Pferd beruht auf einer Gesamtschau von Pferd und Reiter, bei der alle relevanten Faktoren berücksichtigt werden.

Ein neues Gebiss ist nicht die erste Lösung, wenn ein Pferd Unzufriedenheit zeigt. Zunächst müssen andere Einflüsse überprüft und optimiert werden:

  • muskuläre Verspannungen
  • unpassendes Zaumzeug
  • unpassende Sättel
  • zu hohe reiterliche Belastung
  • zu harte oder unruhige Zügelführung

Klar ist: Folterinstrumente in Gebissform haben keinen Platz. Erst wenn diese Faktoren ausgeschlossen oder korrigiert sind, lohnt sich der Blick aufs Gebiss. Häufig zeigt sich, dass die Ursache banal sein kann – etwa ein zu hoch verschnalltes Backenstück.

Trotzdem erlebe ich immer wieder Pferde, die auch nach sorgfältiger Anpassung unzufrieden bleiben. Hier würde ich gerne mit fundiertem Wissen weiterhelfen. Leider musste ich feststellen, dass manche „Fortbildungen“ eher Verkaufsveranstaltungen für Gebisse sind, statt echtes Wissen zu vermitteln.

Wissen muss in klare, nachvollziehbare Worte gefasst werden können. Es ist nicht akzeptabel, bewährte Prüfverfahren am Pferd wegzuwischen, ohne sie durch Handfestes zu ersetzen. Wenn Fachmessen zu Showbühnen stilisiert werden und Extrembeispiele im Vordergrund stehen, verlasse ich mich lieber auf den gesunden Menschenverstand.

Natürlich habe ich Verständnis für Verbesserungen – etwa besseres Material, günstigere Wärmeleitfähigkeit oder schlankere Bauformen. Doch wenn am Ende die Aussage kommt: „Das Pferd braucht ein halbes Jahr, um sich an das neue Gebiss zu gewöhnen“, ist Skepsis angebracht.

Arbeiten an der Kopfeisenlinie

Seit über 10 Jahren arbeite ich mit einem selbst entwickelten Kontrollverfahren, um bei jedem Pferd zuverlässig die geeignete Ortganglänge und Kopfeisenweite zu bestimmen. Grundlage ist die sogenannte GL (Gullet Line) – die Kopfeisenlinie, die sich 3 Finger bzw. ca. 5 cm hinter dem Schulterblatt befindet.

Das jahreszeitlich unterschiedliche Fell (Sommer/Winter) spielt hierbei keine Rolle. Es verschiebt die Linie lediglich parallel, der Winkel bleibt jedoch unverändert.

Kontrolle nach SimaTree und eigene Erweiterung

Die Kopfeisenweite wird nach dem Verfahren von SimaTree am Pferd geprüft. Zusätzlich kontrolliere ich die Passung mit nach vorn angehobenem Vorderfuß – eine wichtige Ergänzung, um Bewegungsabläufe realistisch einzubeziehen.
➡️ Weitere Infos: Kopfeisenweite prüfen

Vermessung nach anerkannten Standards

Die Vermessung und Dokumentation der Kopfeisenlinie erfolgt mit einem Kurvenlineal auf Basis des von der FN anerkannten Saddle-Check-Messsystems. Ergänzend nutze ich das bundeseinheitliche BVFR-Mess-System (Bundesverband der Fahrzeug- und Reitsportsattler e. V.).
➡️ Mehr dazu: Wie wird ein Pferd vermessen?

Datenbasis aus jahrelanger Praxis

Über die Jahre ist ein umfangreicher Datenbestand entstanden, der nicht nur Maße dokumentiert, sondern auch Befunde wie:

  • ungleiche Schulterblattstellungen
  • muskuläre Verspannungen
  • Schwellungen in der Gurtlage
  • erfolgreiche Korrekturen und Veränderungen

Diese Daten zeigen klar: Ein Maß im Stand allein sagt wenig über die tatsächlich benötigte Kopfeisenweite in der Bewegung aus.

Warum Schablonen entscheidend sind

Nur die Kontrolle mit einer starren Schablone bzw. einem Kopfeisen zeigt zuverlässig die aktuell benötigte Weite. So lassen sich Pferde ungehindert in der Bewegung unterstützen und aus bestehenden Defiziten sicher herausführen.


Typische Fragestellungen zur Kopfeisenanpassung


👉 Mit diesem Verfahren verbinde ich präzise Vermessung, dokumentierte Daten und praktische Kontrolle am Pferd – für eine sichere und pferdegerechte Anpassung des Kopfeisens.

Von Sattelkorrekturen, Pads und Fellunterlagen

Immer wieder tauchen selbsternannte „Fachkundige“ auf, die mit fragwürdigen Behauptungen und gefährlichem Halbwissen Reiter verunsichern. Ziel ist dabei meist nicht die fachgerechte Beratung, sondern der Verkauf von Sätteln, Pads oder Fellunterlagen. Leidtragende sind die Pferde, die unter falschen Informationen und mangelnder Anpassung leiden.

Typische Falschaussagen

Besonders häufig begegnen uns Aussagen wie:

  • Sattelanpassungen seien unnötig. Ein Profi müsse Sättel nicht regelmäßig kontrollieren oder korrigieren.
  • Pads und Fellunterlagen gleichen alles aus. Ungleichheiten im Pferd oder Sattel könnten dauerhaft und professionell damit „repariert“ werden.
  • Korrekturen durch Fachleute seien überflüssig. Weder Sitzschulung, physiotherapeutische Arbeit am Pferd noch eine Sattelanpassung würden benötigt.
  • Sattelkissen verändern sich nicht. Einmal im Werk gefüllt, blieben sie angeblich immer gleich und müssten nicht individuell ans Pferd angepasst werden.

Solche Aussagen sind schlicht falsch. Sie verkennen die Realität der Sattelanpassung und stellen professionelle Sattler und Sattelfitter – organisiert im Bundesverband der Fachsattler (BVFR) oder in der Society of Master Saddlers (SMS) – zu Unrecht als Abzocker dar.

Woran man Inkompetenz erkennt

Einige deutliche Warnsignale:

  • Das Pferd zeigt Unzufriedenheit, und die einzige Lösung lautet: „Wir legen einfach ein Fellpad drunter, dann passt das schon.“
  • Die Kopfeisenweite wird nicht am Pferd gemessen, sondern „mit dem Auge geschätzt“.
  • Es werden keinerlei Aufzeichnungen oder Anpassungsprotokolle erstellt.
  • Fragen nach Reitergewicht oder reiterlicher Einwirkung bleiben unbeachtet.

Richtiger Einsatz von Pads und Fellunterlagen

Pads können in Ausnahmefällen sinnvoll sein – zum Beispiel zur temporären Unterstützung nach einer Korrektur oder im Training. Sie sind jedoch kein Ersatz für eine professionelle Sattelanpassung und schon gar nicht geeignet, dauerhaft strukturelle Probleme zu kaschieren.

Wissenschaftliche Grundlage statt Verkaufsargument

Wissenschaftliche Untersuchungen belegen eindeutig:

  • Nur eine korrekt angepasste Sattel-/Pferd-Kombination sorgt für langfristige Gesundheit und Leistungsfähigkeit.
  • Fehlbelastungen durch unpassende Sättel führen zu Verspannungen, Schmerzverhalten, asymmetrischer Muskulatur und dauerhaften Schäden.
  • Sattelunterlagen haben Grenzen. Sie können keine fehlerhafte Passform ersetzen, sondern dienen ausschließlich als Ergänzung – nicht als Korrekturalternative.

👉 Fazit:
Sattelkorrekturen gehören in die Hände eines Fachmanns. Pads und Fellunterlagen können eine sinnvolle Ergänzung sein, ersetzen aber niemals die fachgerechte Anpassung eines Sattels an Pferd und Reiter.