Das Problem mit vielen Sattelbäumen.

Bei vielen Anfragen muss ich die Erwartungshaltung meiner Kunden im Vorfeld dämpfen.

Oft handelt es sich hierbei um einen Sattel als Maßanfertigung auf der Basis eines Holz-Federstahlbaums für ein anderes Pferd.
Zur tatsächlichen Veränderbarkeit des Sattels/Sattelbaums schweigen sich viele Werke/Importeure leider meist aus und liefern auch kein Bild vom Sattelbaum, um dies besser abschätzen zu können.

Wird uns dies nicht gewährt und auch sogenannte Innovationen nicht näher dargestellt, kann ich nur vom Kauf abraten.

In der Regel sind diese Sattelbäume (wenn überhaupt) nur wenige Millimeter (10 bis max. 15 mm), auch nur an den Ortgangenden und dann materialbedingt oft nur einmalig veränderbar.

Die vom Hersteller angeführten „veränder- resp. auswechselbaren Kopfeisen“ entpuppen sich mehrheitlich vor Ort als fest eingenietete Kopfeisen/Kopfeisenbleche, für dessen „Austausch“ der gesamte Sattel abgeschlagen werden müsste. Was sich überwiegend als unwirtschaftlich herausstellt und sowieso nur im Werk vorgenommen werden könnte, da im theoretischen Fall mehrheitlich der gesamte Sattelbaum ausgetauscht werden müsste.

Da die bisherigen Veränderungen am Sattel in der Regel nicht sicher dokumentiert sind, wird jedes Weiten oder enger stellen zum unkalkulierbaren Risikospiel, bei dem sich Nieten lösen können oder der Sattelbaum auch brechen kann. Hierbei ist der besonders gefährdete Bereich, um die Sturzfedern zu beachten.

Vorgang 12907/10.01.2024: Ein Dressursattel der Marke Sommer, an einem Pferd mit hohem Widerrist und aktuell benötigtem Winkelmaß von rund 80 Grad um eine freie Bewegung zu garantieren. Die Winkelung des zu kurzen Kopfeisens beträgt ca. 73 Grad, das Ortgangende ist instabil und nicht tragend mit dem Kopfeisen verbunden. Das Schulterblatt mit seinem hochempfindlichen Schulterblattknorpel hat die Eisenenden inzwischen, durch das desolate Sattelkissen hindurch, mit jedem Schritt blank poliert. Die Strippenführung presst hierbei das zu enge Kopfeisen fest in den aktiven Schulterbereich des Pferdes. So etwas hat für mich den Charakter einer Folter.

Mit Einführung des TreeClix-Systems in die allgemeine Produktion sollte es hinreichend belegt sein, dass Sattelverstellungen, genauer gesagt Kaltverstellungen, oft ein hohes Risiko für den Sattelbaum mit sich bringen.
In der Serie finden Sie nun diese nicht ganz preiswerte Lösung bei den Marken:

  • Harry Dabbs
  • Jeffries Horse Saddlery
  • Frank Baines
  • Schutte Zadels
  • Empire

Dass die Produktion hierauf zurückgreift, ist grundsätzlich zu begrüßen, denn hiermit wird somit wohl auch auf die normalerweise zu engen Ortgangtaschen eingegangen, die üblicherweise meist nur ein zusätzliches Auflager von 3 bis 5 mm je Ortgangtasche zugelassen haben. Hier wurde (hoffentlich) erkannt, dass größtenteils dann doch eine größere Veränderungsmöglichkeit am Sattel benötigt wird, um diesen den normalen Veränderungen von Pferden immer wieder anzupassen. Es ist jedoch anzumerken, dass die angegebenen 5 mm bis zu 3,5 cm für die Weitenveränderung steht und nicht für die einzelne Keilhöhe, die beträgt nur 1⁄2 des Wertes.

Hiermit ist jedoch auch die Anpassung der Kopfeiseinwickelung im Bereich 5 mm, als notwendiges Maß anerkannt, um wieder einen passenden Sattel zu haben, der hierüber das Pferd/den Trapezbereich entlastet. Bei einem ca. 20 cm langen Ortgangschenkel bedeutet dies ca. 1 Grad in der Winkeländerung. Von außen betrachtet ist eine solche notwendige Maßänderung am Sattel nicht auszumachen.

Bisher habe ich ein engeres Stellen solcher Sattelbäume nach Möglichkeit vermieden und versucht, mit entsprechenden Filzauflagen auf den Ortgängen die benötigte Winkelung anzupassen, soweit es besagte Ortgangtaschen zulassen.

Das nächste Problem besteht häufig bei Sattelbäumen, die überhaupt nicht mit einem Kopfeisen stabilisiert sind. Meist sind diese sehr kurz in den Ortgängen und die Kissen bilden einen starken Wulst im Trapezbereich. Auch zur Verstellbarkeit (Warmverstellung) wird, meiner Ansicht nach, leider nicht richtig aufgeklärt. Zudem verlieren die meisten Kunststoffe in diesem Prozess ihre Weichmacher und oftmals ist auch eine dauerhafte stabile Verstellung nicht feststellbar, genauer gesagt Rückstellkräfte wirken. Durch das fehlende Kopfeisen fehlt die Stabilisierung.

Gummienden ab knapp unterhalb der Steigbügelaufhängung fixieren hier die Ortgangenden in den Kissentaschen.
Vorgang 12738/14.05.2023: Hier der Einblick in einen T1 mit seinen kurzen Ortgängen, den aufgesetzten Orttaschenführungen und dem sehr wulstig und ungleich aufgepolsterten Frontbereich.
Mit dem sehr wulstig aufgepolsterten Frontbereich und der unsinnigen Absteppung ist dies ein Bremsklotz für das Schulterblatt und zwängt die Muskulatur des Pferdes in eine Atrophie.

Sie können fest davon ausgehen, dass wenn ein Sattel in einer anderen Werkstatt produziert wird (Made by ……), hierfür kein höherer Qualitätsstandard als für die Eigenmarke/Eigenmarken angewendet wird. Es ist auch nicht zu erwarten, dass hierbei neuere Erkenntnisse an einer anderen Sattelmarke umgesetzt werden. Enttäuschenderweise ist es oft auch so, dass wir oft nur den Sattel mit seinem Markennamen wahrnehmen und nicht erfahren können, wo und unter welcher Regie der Sattel wirklich produziert wird. Vorwiegend ist dies daran schon zu erkennen, wenn eingangs beschriebene Einblicke in die inneren Werte verweigert werden.


Weiterführende Dokumente: Normen im Sattelbau

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