Problematik bei einem Sattelbaum ohne Kopfeisen

Verschiedene Punkte können wir immer wieder bei solchen Überlegungen und Konstrukten an den Pferden feststellen:

  1. Das Kissen baut sich wie ein Bremsklotz im aktiven Schulterbereich auf. Meist wird hier „auf Teufel komm raus“ das Kissen im gesamten Frontbereich prall gefüllt.
  2. Die Ortgänge sind zu kurz, um den aktiven Schulterbereich sicher zu überbrücken.
  3. Die Strippenführung ist zu weit hinten, stimmt nicht zur vorgegebenen Gurtlage am Pferd. Dadurch wird der Sattel auf die hochempfindliche Knorpelplatte der Schulter gezogen. Hierüber setzt dieser den Reiter auf dem Pferd auch zu weit hinten in den Rücken.
  4. Ist die Strippenführung zur Bauchgurtlage geeignet, wippt der Sattel hinten. Größtenteils wird den Kunden dann noch eine teure und unnütze Fellunterlage mitverkauft, damit der Randbereich abgedeckt und uns so der Blick verstellt wird.
  5. Im Trapezbereich oder auf der Schulter wird, wie mit einer Wäscheklammer, ständig Druck (und über den Bauchgurt) ausgeübt.
  6. Der Check zur geeigneten Weite ergibt keinen Sinn, da der Bereich flexibel und dadurch undefiniert ist.

Vor kurzem hatte eine Kundin glücklicherweise Ihren alten Sattel mit zum Probesitzen in die Werkstatt gebracht. Am Pferd hatten wir vorher festgestellt, dass der Ortgang länger sein müsste, die Strippenführung weiter vorn, das Kissen hinten höher und die Weite wesentlich schmaler (grün, R-Bar) als der vergleichbare Wert im vorhandene im Sattel (blau, S-Bar) sein müsste.
Auf meinem Kunststoffpferdchen in der Werkstatt, konnte die Statik hierzu wesentlich leichter geprüft werden, als wenn man den Sattel nur so, vor Ort in der Hand hat. Mit unwesentlichem Druck (ca. 20 kg) vorn oben auf den Sattel, konnte dieser aus dem Schwerpunkt (und jeder anderen Lage) undefiniert tief heruntergedrückt werden. Es war Spannung auszumachen, welche in die Muskulatur drückt, aber keinerlei Statik festzustellen, um in der weiteren Überlegung einen Reiter in seinen Steigbügel aus dem Sattel kommen zu lassen. Bei ausreichend Ortganglänge wäre nur ein noch höheres Hebelgesetz am Pferd umgesetzt worden und ein enges Stellen, über eine Warmverstellung, hätte schlussendlich auch keine Verbesserung der Statik des Sattelbaums herbeigeführt.

Ich weiß da nicht, wie Sie sich fühlen würden, wenn Ihnen jemand eine riesige Wäscheklammer oder ein Gummiband, auf den Oberarm setzt. Jedoch ist hierbei immer festzustellen, dass selbst eine miserabel geschnittene Sattelunterlage sicher und hochgekammert unter dem Sattel liegen bleibt.

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