Das Problem mit der Vermaßung von Pferden im Stand.

Die Vermaßung im Stand von Pferden stellt sich nach genauerer Untersuchung, wachsender Erfahrung und höherer Datenmenge bei einziger Grundlage als ungeeignet oder ungenügend heraus, um hiernach fernab in einer Werkstatt einen Sattel mit der geeigneten Kopfeisenweite anzupassen.

Seit mehreren Jahren dokumentiere ich nun bei allen meinen Kunden und Terminen, wiederkehrend die Veränderungen an den Pferden und trage diese in die jeweilige Akte ein. Allein aus der Maß-Aufzeichnung mit dem Kurvenlineal im Bereich der Kopfeisenlinie (3 Finger/5 cm hinter dem Schulterblatt), lässt sich nicht sicher oder eindeutig die benötigte Kopfeisenweite feststellen.

Hiermit fallen auch sämtliche andere Systeme, die auf eine Vermessung oder Scannen des Pferdes im Stand aufbauen, für eine sichere Grundeinrichtung durch, genauer gesagt haben hiermit nachgewiesen eine hohe Fehlerquote.

Der Körper stellt sich in Anspannung und Bewegung nun mal anders dar, als im Stand.

Basis, um diese Daten zu erfassen, bildet das Mess-System des BVFR, welches von der FN als taugliches System angenommen wurde. Da bei diesem System die B-Linie (Basis Schulterblattansatz) sowie die D-Linie (Deep Point) als Grundlinien angenommen werden und dazwischen die C-Linie hieraus nur aus einem gemittelten Wert resultiert, ist die Position, in der der Sattel mit seinem Kopfeisen und den Ortgängen liegt, nicht ausreichend dokumentiert. Denn gerade hier sind öfter Atrophie (Kuhlen) und Rumpfabsenkungen durch ungeeignete und unpassende Sättel festzustellen.

Als Maßposition ist daher in der Überlegung die besagte Kopfeisenlinie (Gullet-Line) hinzugekommen, die unter anderem bereits im System von SimaTree und TreeClix angewendet wird.

Das System von TreeClix wurde inzwischen von folgenden Sattelherstellern und Importeuren angenommen:

In der Praxis zeigt sich aber immer mehr, dass die bekannten Überlegungen anhand von Maß-Aufzeichnungen sowie die Anwendung von Schablonen/Kopfeisen (mit leichtem Spiel im Stand), bei der Kontrolle durch die Simulation von Bewegung (nach vorn angehobenem Vorderfuß) oft nicht ausreichen. Dies wird mir auch durch die Kontrolle durch Vorreiten immer wieder bestätigt.

Der Unterschied im Stand bei Pferden, mit den üblichen Problemen von Aufbau, Verspannungen, Asymmetrien im Schulterbereich und z. B. Rumpfabsenkungen, macht eine Beurteilung zur Kopfeisenweite allein im Stand, oder nach einer Maß-Aufzeichnung nicht sicher. Gerade Verspannungen am Pferd, stellen uns immer wieder vor Herausforderungen, die aktuell geeignete Kopfeisenweite sicher zu bestimmen.

Hiermit ist auch die einfache Beurteilung des Sattels von außen, zur richtige Kammerweite, durch Auflegen und in Augenschein nehmen als ungenügend und nicht fachgerecht belegt. (Siehe hierzu: https://www.sattlerei-steitz.de/service/faq/von-aussen-die-derzeitige-kammerweite-im-sattel-zu-erkennen/ )

Nur die zusätzliche Kontrolle mittels entsprechender starrer Schablone oder direkt mit einem stabilen Kopfeisen, bei nach vorn angehobenem Vorderfuß, zeigt hiernach sicher die aktuell benötigte Kopfeisenweite, um ungehindert eine Bewegung der Schulterpartie zuzulassen. Öfter kann, je nach Zustand des Pferdes, hierüber festgestellt werden, dass das aufgelegte Kopfeisen im Stand ein leichtes Spiel hat, aber dieses in der simulierten Bewegung dann unnachgiebig hochgedrückt wird, womit auf die nächste Kopfeisenweite gewechselt werden muss.

Es versteht sich, dass Veränderungen/Verschiebungen am Kissen, durch zu lange Nutzung von zu engen oder zu weiten Kopfeisen, sowie durch ungeeignete Sattelhalter, hier wieder auszugleichen oder gegebenenfalls zu korrigieren sind. (Siehe hierzu: https://www.sattlerei-steitz.de/service/faq/wie-ist-das-kissen-eines-sattels-zu-pruefen/ )

Hier ein solcher Fall: Das Pferd (Fjordstute) hat einen atrophierten Trapezbereich mit Rumpfabsenkung. Der Unterschied zwischen der Aufzeichnung im Stand und der Kontrolle des passenden Kopfeisens in simulierter Bewegung ist enorm.

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