Sicherheit geht vor
Jeder Sattel hat einen Sattelbaum (trägt und verteilt das Reitergewicht) und eine Sturzfeder (hält die Steigbügelriemen). Diese Teile sind sicherheitsrelevant – Defekte oder falsche Veränderungen können Pferd und Reiter gefährden.
➡️ Ein Sattel mit instabilem Sattelbaum gehört streng genommen in die Kategorie der baumlosen Sättel & Reitpads. Für kurze Lektionen oder leichte Übungen kann so etwas geeignet sein – für regelmäßiges und langes Reiten jedoch nicht.
Veränderbare Sättel – Chance und Risiko
Viele moderne Sättel lassen sich in der Kammerweite verändern – über wechselbare Kopfeisen, Kalt- oder Warmverstellung.
- Vorteil: Der Sattel kann länger genutzt und besser ans Pferd angepasst werden.
- Nachteil: Jede Veränderung belastet das Material. Ohne klare Herstellerangaben zu Grenzen und Stabilität kann es zu Schäden oder Brüchen kommen.
👉 Vorsicht: In Prospekten wird oft von „wechselbaren Kopfeisen“ gesprochen – tatsächlich sind manche Bäume nur mit einem fest vernieteten Teil oder Blech ausgestattet und damit gar nicht frei austauschbar.
Kammerweite und Schwung
Wird die Kammer verändert, verändert sich oft auch der Schwung des Baumes:
- Zu weit → der Baum wölbt sich („Wiegeeffekt“)
- Zu eng → der Baum brückt und liegt nicht mehr gleichmäßig auf
Beides führt zu Druckstellen und Problemen für das Pferd.
➡️ Es gibt meist einen vom Hersteller vorgesehenen „Arbeitsweg“ für die Verstellung. Wird dieser überschritten, sind negative Auswirkungen auf die Passform unausweichlich.
Unterschiedliche Baumtypen
- Kunststoffbaum ohne Kopfeisen oder Kopfeisenplatte: laut Hersteller per Warmverstellung veränderbar. Dabei entstehen jedoch Grenzen in der Stabilität, weil der Kunststoff bei Erwärmung Weichmacher verliert.
- Kunststoffbaum mit Kopfeisen oder Kopfeisenplatte: stabiler als die Variante ohne Kopfeisen, Verstellung meist nur begrenzt möglich – je nach Herstellerangabe durch wechselbare Kopfeisen oder Kaltverstellung.
- Holz- beziehungsweise Stahlfederbaum mit Kopfeisenplatte: sehr stabil, Verstellung nur im Rahmen der Herstellervorgaben begrenzt möglich.
Bei der Warmverstellung muss der Baum komplett freigelegt und gleichmäßig erhitzt und verpresst werden. Andernfalls drohen Hitzeschäden am Leder oder instabile Ergebnisse. Zudem beschleunigt dieses Verfahren den natürlichen Alterungsprozess von Kunststoffen.
Sturzfeder – kleine Ursache, große Wirkung
Ist die Sturzfeder verzogen oder gebrochen, darf sie nicht zurückgebogen werden.
Nur Hersteller oder Fachwerkstätten dürfen sie austauschen. Typisches Unfallzeichen: ein abstehender Beschlag unter dem kleinen Sattelblatt.
Fremdsättel – genau hinschauen
Bei gebrauchten oder Fremdsätteln fehlen oft die Originaldaten. Vorschäden oder unsachgemäße Änderungen sind nicht immer erkennbar – das Risiko ist höher.
Fazit
Ein Sattel darf nicht beliebig verändert werden. Nur mit klaren Herstellerangaben und fachgerechter Arbeit bleibt er sicher.
Fehlende Transparenz oder falsche Reparaturen können zu großen Risiken für Pferd, Reiter und auch den Hersteller führen.
➡️ Gibt der Hersteller keine klaren Anweisungen zur zulässigen Veränderung, spricht man von einem Instruktionsfehler. In diesem Fall trägt der Hersteller selbst Mitverantwortung für mögliche Schäden.