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Fremdsättel – typische Probleme und Risiken

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Ein Sattel besteht aus mehreren Bauteilen, grob unterteilt in Obermaterial, Sattelbaum, Kopfeisen, Sattelkissen und Kissenfüllung. Jede dieser Komponenten kann sich stark in Material, Verarbeitung und Qualität unterscheiden.

Bei Fremdsätteln – also Sätteln, die nicht über uns bezogen wurden – treffen oft Eigenschaften zusammen, die dem Käufer vorher nicht bekannt waren. Im Servicebereich führt das regelmäßig zu Problemen, da wir mit ungeprüften Konstruktionen arbeiten müssen.

Häufige Missverständnisse #

Viele Reiter wissen nicht, was wirkliche Qualität am und im Sattel bedeutet. Stattdessen hält sich die Meinung: „Je teurer der Sattel, desto besser.“ – ein Irrtum, den manche Hersteller gezielt nutzen.

Hinzu kommt:

  • Es gibt keine gesetzlichen Vorschriften für den Sattelbau.
  • Hersteller können ungeprüfte Konstruktionen auf den Markt bringen.
  • Marketing ersetzt oft technische Fakten.

So entstehen Sättel, die zwar optisch ansprechend wirken, aber in Funktion und Haltbarkeit erhebliche Schwächen zeigen.

Worauf es wirklich ankommt #

Nicht das Aussehen, sondern die inneren Werte entscheiden. Wichtig sind vor allem:

1. Der Sattelbaum #

Der Sattelbaum ist das Fundament. Materialien, Aufbau und Beschläge bestimmen Stabilität und Anpassbarkeit. Viele Käufer fragen vor dem Kauf nicht nach, ob und wie oft ein Baum überhaupt verändert werden darf.
Mehr dazu: Das Problem mit vielen Sattelbäumen.

2. Das Sattelkissen #

Außen meist aus Leder, innen entscheidend für die Passform. Hochwertiges Leder wird oft als Verkaufsargument genutzt, obwohl es nicht immer nötig ist. Für viele Anwendungen – etwa Reitschulen, Zoos oder Freizeitreiter – ist ein robuster, leicht anpassbarer Arbeitssattel oft die bessere Wahl.

3. Die Kissenfüllung #

Die Füllung erfüllt die Funktion einer Bandscheibe: Sie muss Druck aufnehmen und gleichmäßig verteilen. Trotzdem wird ihr beim Kauf oft am wenigsten Beachtung geschenkt. Besonders im hochpreisigen Segment finden sich Füllungen aus synthetischen Materialien, deren Nutzen fraglich ist.
Mehr dazu: Naturwolle vs. synthetische Wolle.

Auch die häufige Frage nach einem Umbau von Latex- auf Wollpolsterung ist hier beantwortet:
Können Sie die Kissenfüllung von Latex auf Wolle ändern?

White-Label-Produktionen #

Neben Serienmodellen werden auch kleinere Serien oder Sondermodelle im Auftrag gefertigt. Viele Sattlereien und Zusammenschlüsse lassen bei großen Häusern produzieren und bringen die Sättel anschließend unter eigenem Namen auf den Markt.

Diese sogenannten OEM- oder White-Label-Produktionen sind in der Reitsportbranche üblich – werden aber selten offen kommuniziert. Der Fachmann erkennt jedoch die typische Handschrift des Herstellers, wenn er unter die Haube schaut.

Fazit #

Fremdsättel sind häufig problematisch, weil entscheidende Qualitätsmerkmale nicht bedacht oder nicht hinterfragt werden. Der schönste Sattel nützt nichts, wenn Baum, Kissen und Füllung nicht stimmen – dann bleibt er Dekoration in der Sattelkammer.

Wer Wert auf Pferdewohl legt, sollte beim Kauf und Service keine Abstriche machen. Nur ein technisch sinnvoll aufgebauter Sattel kann Pferd und Reiter langfristig gerecht werden.


Antworten zu weiteren Fragen #

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