Was ist von flexiblen Sattelbäumen zu halten? #
Oft werden zu diesem Thema falsche Annahmen vermischt.
Der Gesetzgeber schreibt keine Nachweise vor, ob neue Sattelbaum-Konstruktionen wirklich pferdegerecht sind.
Hersteller dürfen Produkte ohne wissenschaftliche Belege auf den Markt bringen.
Wichtiges Wissen hierzu: Normen im Sattelbau
1. Grundfunktion des Sattelbaums #
Ein Sattelbaum muss:
- das Reitergewicht gleichmäßig auf den Pferderücken verteilen
- der Rückenlinie des Pferdes in Längsrichtung entsprechen
- stabil und tragfähig sein
Fehlt diese Stabilität, kann der mittlere oder hintere Bereich des Sattels nach unten drücken und den Rücken schädigen.
Sitzposition und Pferdeanatomie müssen immer aufeinander abgestimmt sein.
Beispiel:
Ein instabiler Baum kann im hinteren Bereich durchhängen und Druck auf die Lendenwirbelsäule ausüben.
Beispiel und Erklärung: Was ist bei Lederbäumen zu beachten?
Hinweise und Kriterien der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN): Sattel
2. Beweglichkeit in der Diagonalen #
Seitliche Flexibilität ist erwünscht, damit der Sattel mit der Bewegung des Pferdes mitschwingt.
Das können alle guten englischen Sattelbäume – ob aus Holz oder Kunststoff.
3. Kernproblem: Frontbereich mit Kopfeisen und Ortgängen #
Die Ortgänge sind tragende Elemente – vergleichbar mit Dachsparren.
Sie müssen stabil sein, um die Kräfte des Reiters (z. B. im Steigbügel) sicher zu übertragen.
Sind sie zu flexibel, können sie diese Last nicht korrekt verteilen.
Mit richtig dimensionierten Ortgängen und passender Kammerweite wird die Muskulatur im Trapezbereich entlastet – vorausgesetzt, Polsterung und Kopfeisenform stimmen.
Beispiel:
Beim Springen wirken hohe Kräfte auf den vorderen Bereich. Flexible Ortgänge biegen sich durch und geben diese Kräfte ungleichmäßig weiter.
4. Flexible Points #






Bei „flexiblen Points“ bestehen die Ortgangenden aus Leder oder weichem Kunststoff.
Diese Nachgiebigkeit spürt das Pferd direkt – oft leidet das Schulterblatt in der Bewegung darunter.
Ein weiteres Problem:
Von außen lässt sich die tatsächliche Kopfeisenweite nicht verlässlich bestimmen. Nur das starre Ende des Kopfeisens ist spürbar – die eigentliche Auflage verändert sich aber durch das Nachgeben der Ortgänge.
Beispiel:
Ein Sattel mit flexiblen Points kann außen passend wirken, drückt aber bei Belastung punktuell auf das Schulterblatt, oder in den aktiven Schulterblattbereich.
5. Weiterführende Infos #
- Von außen die derzeitige Kammerweite im Sattel erkennen
- Warum sollte beim Sattelkauf auch „unter die Haube“ geschaut werden?
- Problematik an einem PDS Dressursattel.
- Was ist bei Lederbäumen zu beachten?
Weiterer Lesestoff:
- Kopfeisen versus Verstellmechanik
- Wie ist ein fertiger Sattel auf Symmetrie und Verzug zu prüfen?
- Was ist von Werbung bei Sätteln mit bis zu 50% größerer Auflage zu halten?
- Kunststoff-Sattelbaum in der Warmverstellung, was ist zu beachten?
- Was ist bei Sätteln mit Karbon-Sattelbaum zu beachten?
- Eine Schablone zur Kontrolle erstellen