Für viele Kunden war die Klärung dieser Frage der Einstieg, um über Sattel und Passform überhaupt sinnvoll sprechen zu können.
Das Schulterblatt liegt in einem Bereich, der vom Sattel verdeckt wird. Daher befassen sich die wenigsten Reiter damit. Oft wird es als Thema angesehen, für das man keine Zuständigkeit oder Verantwortung habe. Dabei spüren viele Reiter intuitiv, dass ihr Pferd Unzufriedenheit signalisiert – sie nehmen es nur nicht ernst genug.
Ein sichtbares Beispiel sind hustende Pferde oder rutschende Sättel. Statt die Ursache zu prüfen, wird der Sattel häufig mit immer stärkerer Gurtung fixiert. Das blockiert jedoch die Atemhilfsmuskulatur und löst eine Kette negativer Folgen für das Pferd aus.


Übung zum Verständnis #
Um ein Grundverständnis für den Bewegungsablauf zu bekommen, eignet sich folgende Übung (eine zweite Person wird benötigt):
Vorarbeit:
- Schulterblattende ertasten.
- Drei Finger/ca. 5 cm dahinter eine Linie markieren (GL).
- Diese Linie überbrückt den aktiven Bereich.
Durchführung:
- Stellen Sie sich auf die linke Seite des Pferdes in Höhe des Schulterblattes.
- Linke Hand: Zeigefinger oben am Schulterblattende, Daumen waagerecht nach hinten gestreckt auf der Basislinie.
- Rechte Hand: flach aufgelegt, sodass Daumen und Zeigefinger beider Hände eine geschlossene Kontrollfläche bilden.
- Die zweite Person nimmt das linke Vorderbein im Karpalgelenk auf und führt es angewinkelt nach vorn.
- Unter den Händen spüren Sie, wie sich das Schulterblatt 3–5 cm nach hinten bewegt.
So wird klar: Befindet sich in diesem Bereich ein Hindernis (z. B. ein unpassendes Kopfeisen), muss das Pferd sich schmerzhaft arrangieren.
Tipp:
Markieren Sie Schulterblattende und GL-Linie mit Pastellkreide – so wird die Bewegung noch deutlicher sichtbar.


Bedeutung für die Sattelanpassung #
Das ermittelte Maß ist die tragende Struktur, die mit einem passenden Kopfeisen berücksichtigt werden muss.
Die Referenzposition liegt beim stehenden Pferd ca. drei Finger/5 cm hinter dem Schulterblatt (GL).
Aber: Die Aktivität des Schulterblattes variiert. Bei gleichem Maß im Stand kann in Bewegung ein deutlich breiteres Kopfeisen nötig sein. Das zeigen Aufzeichnungen und praktische Erfahrungen.
Fazit:
Eine reine Vermessung im Stand reicht nicht. Sie kann höchstens ein Baustein sein, ersetzt aber nicht die Beurteilung des Pferdes in der Bewegung und unter dem Sattel.
⚠️ Wichtiger Hinweis: #
Wird das Kopfeisen durch Veränderungen am Pferd zu eng oder zu weit, entstehen zwangsläufig Probleme am Bauchgurt in der Gurtlage. Dies kann Druckstellen, Schmerzen und langfristige gesundheitliche Schäden verursachen. Bereits die ersten Anzeichen sind ein unübersehbares Warnsignal, sofort zu handeln. Kontrollieren Sie deshalb diesen Bereich konsequent vor und nach jedem Ritt.


- Was ist gemeint mit: aktuelle Aufzeichnungen/Vermaßungen B-Linie und GL-Linie im Stand.
- Was ist gemeint mit: Überprüfung des Kopfeisens (direkt am Pferd) auf seine Passgenauigkeit.
- Wie stelle ich die aktuell richtige Kopfeisenweite fest?
- Gibt uns die Schulterblattstellung eine sichere Aussage zur benötigten Kopfeisenweite?
- Was ist mit dem Wäscheklammer-Effekt gemeint?
