Der Schulterbereich des Pferdes – warum genaue Kontrolle wichtig ist
Die Schulter des Pferdes ist stark abhängig von einem passenden Sattel und einem ausbalancierten Reiter. Diese einfache Vermessung dient als Ergänzung zur Kontrolle des Kopfeisens – mit großem Nutzen.
Schon kleinste Asymmetrien führen dazu, dass sich der Pferdekörper anpasst. Genau hier beginnt das Problem: Langfristige Schäden und aufwendiger Muskelaufbau sind mögliche Folgen. Auch kurzfristige Sattelkorrekturen sind dann oft nötig. Selbst eine kleine Veränderung der Hufstellung kann die benötigte Kopfeisenweite beeinflussen – ein Hinweis auf mögliche Verspannungen.
Ziel ist es, sich zunächst einen klaren Überblick über den Körper des Pferdes zu verschaffen. Dazu sollte das Pferd vorher gelockert werden – z. B. durch einen Spaziergang oder Koppelgang. Wichtig: ohne Sattel oder Longiergurt.
Folgende Schritte helfen bei der Einschätzung:
- Muskulatur abtasten: Verhärtungen lassen sich schnell erkennen.
- Oberlinie prüfen: Unregelmäßigkeiten wie hochstehende Wirbelplatten fallen sofort auf.
- Beweglichkeit des Halses testen: Mit einem Leckerli (z. B. Karotte) zur Schulter führen – zeigt eingeschränkte Beweglichkeit oder blockierte Halswirbel.
- Balance prüfen: Beim Kopfeisen-Check mit angehobenem Vorderfuß (weniger als 5 Sekunden) zeigen sich Gleichgewichtsprobleme.
- Schultern vergleichen: Mit einem Kurvenlineal lässt sich eine unterschiedliche Höhe der Schulterspitzen gut erkennen.
- Schulterblatt beobachten: Auch eine einseitige Anpassung an einen unpassenden Sattel kann das Kurvenlineal sichtbar machen.
- Muskulatur entlang der Kopfeisenlinie (ca. 5 cm hinter dem Schulterblatt): Mit dem Lineal lassen sich hier muskuläre Veränderungen gut feststellen.

Wichtige Messpunkte am Pferd:
Die relevanten Linien für die Vermessung liegen:
- am höchsten Punkt des Widerrists (A)
- am Beginn des Schulterblatts (B)
- an der Kopfeisenlinie (GL) – drei Finger bzw. ca. 5 cm hinter dem Schulterblatt.
Diese Abdrücke werden nacheinander auf Papier übertragen – im Stand, mit gleichmäßig belasteten Beinen und geschlossener Vorderhand.
Hinweis:
Die Messpunkte immer vorher mit Pastellkreide markieren – auch die Linie GL. Das Pferd sollte dabei locker und entspannt stehen.
Wichtig:
Je früher wir selbst Verantwortung übernehmen und regelmäßig messen, desto eher erkennen wir Probleme – oder vermeiden sie ganz. Routine schafft Sicherheit.


Bitte die Aufzeichnungen mit dem Biegelineal übereinander gestaffelt anfertigen – mit Seitenangabe (rechts/links am Pferd), Datum und Pferdenamen. Diese müssen abgezeichnet und mir per Post zugesendet werden.
Alternativ:
Als Foto oder PDF – ebenfalls vollständig vermessen, mit Seitenangabe, Datum, Pferdenamen und Unterschrift.
Wichtig für die Nachbearbeitung:
Bitte die Maßpunkte beidseitig auf dem Kurvenlineal aus der Mitte bei 7 cm, 14 cm und 21 cm markieren. Nach der Abformung das jeweilige Quermaß an diesen Punkten eintragen.
Zusätzliche Hinweise wie die geprüfte Kopfeisenweite oder mögliche Verspannungen helfen mir bei der Einschätzung und weiteren Bearbeitung.
Position GL: Kontrolle der Sattellage
Die Position GL liegt etwa 3 Finger (ca. 5 cm) hinter dem Ende des Schulterblatts. An diesem Punkt überprüfen wir im Stand den aktuellen Muskelzustand des Pferdes über eine Abformung.
Wichtig: Markieren Sie immer die Position GL vor der Kontrolle mit Pastellkreide. Ohne Markierung fehlt die optische Orientierung – die häufigste Fehlerquelle bei der Passformanalyse.
An der markierten Stelle prüfen wir mit einem Kopfeisen oder einer starren Schablone, ob das gewählte Kopfeisen bei simulierter Bewegung:
- nicht steif aufsitzt oder absteht,
- und gleichmäßig parallel am Pferdekörper anliegt – auch an den Spitzen.
Dazu wird die dem Anwender abgewandte Seite der Schablone auf der Gegenseite des Pferdes angesetzt. So ist das „Spiel“ zwischen Kopfeisen und Pferdekörper gut sichtbar.
Hinweis: Aufgrund von Fertigungstoleranzen ist es üblich, dass manche Pferde zwei Kopfeisen derselben Farbe benötigen – ein etwas engeres und ein breiteres. Weitere Tipps finden Sie unter: Kopfeisenkontrolle – Hinweise & Tricks.
Veränderungen am Pferd:
Bei Verspannungen im Schulterbereich kann eine korrekt angepasste Sattellage bereits kurzfristig zu sichtbaren Veränderungen führen. Das kann eine erneute Kopfeisenanpassung erfordern. Ein klassifiziertes Kopfeisen hilft hier, flexibel und genau auf Veränderungen zu reagieren.
Kissenanpassung:
Das Kissen sollte gleichmäßig aufliegen, ohne Druck oder Wulst im Trapezmuskelbereich. Der Reiter kontrolliert das Pferd über den Sattel – die Passform des Kopfeisens ist dabei entscheidend.
Wichtig: Keine Polsterung an den Ortgangenden aufbauen („aufblasen“), um Schwankungen auszugleichen – das stört die natürliche Linienführung. Bei Bedarf kann leichtes Filz zum Ausgleich dienen.
Ursache vor Technik:
Bevor regelmäßig mit einem Schallwellengerät zur Lösung von Verspannungen gearbeitet wird, sollten zuerst die Ursachen in der Sattellage analysiert und beseitigt werden.

Das Schablonenblatt bitte immer (eindeutig zuordenbar) vollständig ausgefüllt / abfotografiert mit einreichen.
- Wie wird ein Pferd vermessen?
- Einsatz des Kurvenlineals als Messbügel nach Mess-System des BVFR
- Schiefe Sattellage am Pferd, was tun?
- https://www.sattlerei-steitz.de/asymmetrische-kopfeisen-und-ortgaenge/
- https://www.sattlerei-steitz.de/arbeiten-an-der-kopfeisenlinie/
- Verspannungen und Schmerzverhalten
- https://www.sattlerei-steitz.de/shop/Kurvenlineal-60-cm