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Was macht einen guten Sattelbaum aus?

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Der Sattelbaum ist das tragende Grundgerüst eines Sattels. Seine Qualität entscheidet über Passform, Stabilität, Sicherheit und Haltbarkeit.


Grundsätzlich gilt #

  • Alle Sattelbäume werden zunächst symmetrisch gefertigt – orientiert an den gängigen Normen im Sattelbau. Davon darf man als Verbraucher ausgehen.
  • Unterschiede zwischen Sattelbäumen liegen in der Eignung des verwendeten Materials, in der Qualität der Verarbeitung, in der Qualität der Anbauteile und in der Qualität der eingesetzten Rohstoffe.

Ein guter Sattelbaum muss #

  • den Pferderücken entlasten,
  • das Reitergewicht stabil und gleichmäßig auf den Pferderücken verteilen,
  • stabil und belastbar sein,
  • zur Anatomie des Pferdes passen,
  • dauerhaft symmetrisch bleiben,
  • innerhalb klarer Grenzen dauerhaft veränderbar sein,
  • aus geeigneten und hochwertigen Materialien bestehen,
  • sicherheitsrelevante Anbauteile wie die Sturzfeder zuverlässig aufnehmen,
  • eine Prüfung entsprechend einer anerkannten Norm vorweisen können,
  • über eine ausreichende und stabile Ortganglänge verfügen, um den aktiven Schulterbereich des Pferdes sicher zu überbrücken,
  • eine stabile Druckverteilung in die Ortgangenden gewährleisten – idealerweise durch eine durchdachte Befestigung des Kopfeisens bis in seine Enden.

Wichtig #

Ein guter Sattelbaum ist in der Längsachse und in der Front stabil, gleichzeitig aber so konstruiert, dass er in der Diagonalen der Pferdebewegung mitschwingen kann. Nur so wird Haltbarkeit, Sicherheit und Bewegungsfreiheit erreicht.

Der Sattelbaum nimmt sicherheitsrelevante Bauteile wie die Sturzfeder auf. Damit wird er selbst zu einem sicherheitsrelevanten Bauteil.

Da der Sattelbaum mit der angenieteten Sturzfeder sicherheitsrelevant ist, sollten Hersteller angehalten werden, die aus den Normen resultierenden Prüfvorschriften einzuhalten und dies transparent zu machen.

Vernietpunkte, die ein Kopfeisen oder die Kopfeisenplatte fest in der Front mit dem Rohbaum verbinden, schränken die Veränderungsmöglichkeiten des fertigen Sattels hier ein. Ein moderner Sattelbaum muss deshalb dauerhaft in der Front veränderbar sein.


Normen & Prüfstandards im Sattelbau #

  • Ein Sattelbaum mit Steigbügelaufnahmen zählt als sicherheitsrelevantes Bauteil.
  • Normen schützen den Verbraucher, da diese technische Details festlegen, die der Käufer nicht selbst prüfen kann.
  • Die Anwendung ist meist freiwillig, aber sie gelten als anerkannte Regeln der Technik und sind im Streitfall haftungsrelevant.
  • Ein guter Sattelbaum sollte deshalb eine Prüfung nach Norm nachweisen können.

Beispiele für Normen:

  • BS 6635:2015 – konstruktive und maßliche Anforderungen an Sattelbäume aus Holz (Dressur, Springen, Gelände).
  • BS 7875:2009 – Anforderungen an Sattelbäume aus synthetischen Materialien.

Anpassbarkeit von Ort- und Kammerweite #

Das BVFR Ortwinkel Handbuch zeigt, dass die Möglichkeiten zur Veränderung von Ort- und Kammerweite stark vom Hersteller und vom verwendeten Baumtyp abhängen.

  • Manche Hersteller erlauben mechanische oder thermische Verstellungen, andere sehen lediglich den Austausch des Kopfeisens vor.
  • Dabei handelt es sich jedoch in der Regel um fest vernietete Kopfeisenbleche, die im Baum verankert sind. Ein Austausch bedeutet hier nicht das einfache Herausschrauben und Ersetzen, sondern einen aufwendigen Eingriff, bei dem die Vernietung durch Aufbohren gelöst und anschließend ein neues Blech eingesetzt werden muss. Dies bringt zusätzliche Belastung und Risiken für den Baum mit sich.
  • Anders ist es bei modernen Systemen mit wechselbaren Kopfeisen (z. B. geschraubte SimaTree-Kopfeisen), die unkompliziert und beliebig oft ersetzt werden können.
  • Die Toleranzen solcher Veränderungen sind begrenzt – meist wenige Millimeter bis maximal 2 cm, abhängig von Baum und Fabrikat.
  • Veränderungen wirken sich oft auch auf den Schwung des Baumes aus.
  • Viele Hersteller geben Garantien nur dann, wenn die Veränderung mit der vorgesehenen Technik (z. B. bestimmte Maschinen) und im angegebenen Bereich erfolgt.

Fazit:
„Kopfeisen austauschen“ bedeutet bei klassischen Holzbäumen mit vernieteten Kopfeisenplatten einen erheblichen Eingriff, bei dem das alte Blech durch Aufbohren entfernt werden muss. Wirklich anwenderfreundlich sind nur Systeme mit verschraubten Wechselkopfeisen, die ohne Belastung des Baumes ausgetauscht werden können.


Wiederholbarkeit von Anpassungen #

Die Möglichkeit, einen Sattelbaum mehrfach anzupassen, ist ein entscheidendes Qualitätsmerkmal.

  • Keine einheitlichen Standards: Hersteller legen unterschiedlich fest, wie oft und in welchem Umfang ein Sattelbaum verändert werden darf.
  • Materialabhängigkeit: Holzlaminat, CFK/GFK oder Kunststoff reagieren unterschiedlich auf Pressungen und Erwärmungen. Jede Veränderung belastet das Material.
  • Herstellervorgaben entscheidend: Nur bei fachgerechter Anwendung der vorgesehenen Methoden ist eine reproduzierbare Anpassung möglich.
  • Begrenzte Lebensdauer: Auch bei hochwertigen Bäumen ist die Wiederholbarkeit begrenzt – „dauerhaft veränderbar“ bedeutet nicht beliebig oft, sondern innerhalb klarer Toleranzen.

Beispiel Fairfax #

Fairfax gibt an, dass ihre Bäume mit dem SimaTree-Kopfeisen-System durch einfaches Austauschen der Kopfeisen beliebig oft veränderbar sind – ohne Risiko einer Materialschädigung.
Durch die bereits vorhandenen Längslöcher im SimaTree-Kopfeisen ist zudem ein extrem hoher Veränderungsbereich der Sattelbäume möglich.
Die Vierpunkt-Befestigung mit Befestigungspunkten bis in die Enden des Kopfeisens garantiert eine stabile Druckverteilung in die Ortgangenden und verleiht dem gesamten Sattelbaum zusätzliche Stabilität – ohne die Veränderbarkeit einzuschränken.

Fazit:
Die Wiederholbarkeit von Baumveränderungen ist stark vom Baumtyp abhängig. Systeme wie das von Fairfax zeigen jedoch, dass mit einem passenden Konstruktionsprinzip eine unbegrenzte Wiederholbarkeit und ein besonders großer Veränderungsbereich möglich sind.


Notlösungen & Anpassungsmethoden bei Fremdsätteln #

Fremdsättel mit Holzbaum und eingenietetem Kopfeisen oder Kopfeisenplatte sind oft nur eingeschränkt veränderbar. Aufpolsterungen reichen selten aus, um die Passform wirklich zu verbessern. Klassisches Verpressen birgt zudem das Risiko von Baumbrüchen oder Materialermüdung.

1. TreeClix-System

  • Funktionsweise: technisches Verstell-System für Holzbäume, ermöglicht definierte Veränderungen der Kammerweite in kleinen Schritten (ca. ± 8°).
  • Vorteile: kein Pressen notwendig, geringeres Risiko für Schäden.
  • Nachteile: Einbau nur durch Fachleute, benötigt Platz, kostenintensiver, nicht für alle Sättel geeignet.
  • Mehr dazu: TreeClix – wie funktioniert das? (treeclix.com)

2. Filzkeil-Aufbau

  • Funktionsweise: individueller Filzkeil wird an den Ortgangenden befestigt, um die Auflage zu korrigieren.
  • Vorteile: sofort umsetzbar, auch vor Ort möglich, kostengünstig, risikoarm.
  • Nachteile: erfordert Erfahrung und Kontrolle, abhängig vom Platz in den Ortgangtaschen.
  • Mehr dazu: Fremdsättel mit Holzbäumen – Grenzen und Lösungsansätze (sattlerei-steitz.de)

Empfehlung:
Der Filzkeil-Aufbau ist oft die praktikabelste Lösung, da er flexibel und risikoarm ist. Vor jeder Anpassung sollte jedoch eine exakte Vermessung am Pferd erfolgen.


Worauf beim Kauf achten #

  • Ist der Sattelbaum nach Norm geprüft? (z. B. BS 6635, BS 7875)
  • Welches Material wurde verwendet (Holzlaminat, Kunststoff, Glasfaser, Karbon, Stahlfeder)?
  • Bei CFK/GFK: welche Harzart (Polyesterharz oder Epoxidharz)?
  • Wie oft und in welchem Bereich ist der Baum veränderbar?
  • Gibt es Vernietungen, die Anpassungen verhindern?
  • Wie ist die Sturzfeder befestigt?
  • Werden Prüfvorschriften transparent gemacht (Prüfprotokolle, Zertifikate)?

Hinweise für Käufer:

  • Ein moderner Sattelbaum muss dauerhaft veränderbar sein.
  • Aussagen wie „nur wenige Male veränderbar“ deuten auf ein nicht zeitgemäßes Produkt hin.
  • Nach Herstellergarantien und Normprüfungen fragen.
  • Regelmäßige Überprüfung durch einen qualifizierten Sattler ist empfehlenswert.

Zusammenfassung #

Ein guter Sattelbaum ist stabil, symmetrisch, sicher und dauerhaft anpassbar.
Er entlastet den Pferderücken, verteilt das Reitergewicht gleichmäßig, nimmt sicherheitsrelevante Bauteile wie die Sturzfeder auf und muss Normprüfungen bestehen.

Die Qualität zeigt sich in:

  • der Eignung des verwendeten Materials,
  • der Qualität der Verarbeitung,
  • der Qualität der Anbauteile,
  • der Qualität der eingesetzten Rohstoffe,
  • einer ausreichenden und stabilen Ortganglänge,
  • einer stabilen Druckverteilung in die Ortgangenden,
  • der fachgerechten Anpassbarkeit von Ort- und Kammerweite,
  • und in der Wiederholbarkeit von Anpassungen.

Beispiel Fairfax:
Das SimaTree-Kopfeisen-System ermöglicht nicht nur eine beliebig oft wiederholbare Veränderung, sondern durch die vorhandenen Längslöcher auch einen extrem hohen Anpassungsbereich. Die Vierpunkt-Befestigung mit Befestigungspunkten bis in die Enden des Kopfeisens garantiert zudem eine stabile Druckverteilung in die Ortgangenden und verleiht dem gesamten Sattelbaum besondere Stabilität – ein klares Alleinstellungsmerkmal gegenüber vielen anderen Systemen.

Merke:
Nur wenn Material, Verarbeitung, Anbauteile, Rohstoffe, Ortganglänge, Druckverteilung, Anpassbarkeit, Wiederholbarkeit und Normprüfung zusammenpassen, entsteht ein Sattelbaum, der Sicherheit, Haltbarkeit und Bewegungsfreiheit bietet.

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